Pep Guardiola verabschiedet sich mit dem Double aus Deutschland. Die Bayern gewinnen den Cupfinal gegen Borussia Dortmund in Berlin nach torlosen 120 Minuten 4:3 im Penaltyschiessen.
Am Ende kommen bei Pep Guardiola doch noch die grossen Gefühle auf. Der beste Zweite der Bundesliga-Geschichte war nicht gut genug, die makellose Derniere von Guardiola zu verhindern. Der Spanier, oft wild gestikulierend, aber nur selten komplett gegen aussen gekehrt, weinte nach Douglas Costas 4:3 hemmungslos. Eine grosse Ära endete mit grossen Gefühlen.
Dortmund vergoss ebenfalls Tränen. Der CEO Hans-Joachim Watzke würde bei folgender Bilanz dennoch mit Sicherheit Einspruch erheben und auf die qualitative Konstanz hinweisen, aber ein für die BVB-Vertreter unfreundliches Faktum lässt sich auch bei wohlwollender Betrachtung nicht aus der Welt schaffen: Jeden ihrer vier Finals in Folge seit dem 5:2 gegen die Bayern 2012 haben die Herausforderer der Münchner verloren; vor drei Jahren im Wembley im Champions-League-Endspiel gegen den FC Bayern, danach dreimal in Berlin im Kampf um den DFB-Pokal.
National konnte in dieser Saison keiner den Bayern das Wasser reichen, auch Borussia Dortmund nicht im DFB-Pokal. Bayerns scheidender Traienr Pep Guardiola mit der letzten eroberten Trophäe. (Bild: Reuters/FABRIZIO BENSCH)
Der lupenreine Titelhattrick im Meisterschaftsalltag wird in der Münchner Pep-Zeitrechnung primär in Erinnerung bleiben. In der Liga waren die Bayern unter dem katalanischen Grossmeister nicht zu stoppen. Im nationalen Geschäft liess sich der Maestro in einem grossen Spiel nur ein einziges Mal ausmanövrieren. Fünf von sechs möglichen Trophäen gewann er – eine Top-Bilanz.
Einzig im vergangenen Frühling war der Rekordcupsieger gegen die Westfalen im Penaltyschiessen wortwörtlich ausgeglitten, die unvorteilhafte Geschichte im letzten Spiel Guardiolas beim FC Bayern wiederholte sich nicht. Vier von fünf Schützen verwandelten souverän und ermöglichten ihrem Capo den wunschgemässen Absprung nach England.
Pathos vor der Torarmut
Pathos allenthalben, der schöne und prickelnde Hintergrund, die grossen Reibungsflächen der jüngeren Vergangenheit. Der vorläufig letzte Gipfel der angesagtesten Trainer-Programmierer Deutschlands, der in beiden Reihen in richtiggehenden Elogen beschriebene Abschiedsschmerz – er regte die Fantasie an, der deutsche «Clasico», wie die Kommentatoren das Duell der Bundesliga-Tenöre, die sich von der übrigen, seit Jahren vorwiegend chancenlosen Konkurrenz mittlerweile um mindestens eine Klasse abhebt, in Anlehnung an das spanische Original Barça vs. Real zu nennen pflegen.
Entsprechend hoch waren die Erwartungen. Doch die Ästheten kamen nicht auf ihre Rechnung. Zu clever verhielten sich die beiden Kontrahenten in der eigenen Platzhälfte, zu intensiv bekämpften sich die Schwerarbeiter im dichten Mittelfeldverkehr.
Grosse Gefühle zum Abschluss: Pep Guardiola in den Armen von David Alaba. (Bild: Reuters/MICHAEL DALDER)
Die beiden hoch dotierten Offensiv-Abteilungen, in 34 Meisterschaftsrunden für den aussergewöhnlichen Output von 162 Treffern verantwortlich, bemühten sich während den ersten 90 Minuten vergeblich um einen erfolgreichen Schachzug. Die Bayern investierten zwar viel und mehr, aber Tuchels Formation entschlüsselte den Code der Guardiola-Auswahl ausnahmslos.
Und in den wenigen heiklen Szenen im Strafraum des BVB glänzte Roman Bürki mit Paraden auf höchstem Torhüter-Niveau. Der Keeper, im Boulevard nach einer 1:5-Pleite in München im letzten Oktober als «Hampelmann» und «Gürki» verspottet, entschärfte vor dem Elfmeter-Drama alle FCB-Chancen im grossen Stil.
Hummels leiser Abschied
Einer, der in Fan-Kreisen des Ruhrpott-Giganten in den vergangenen Wochen teilweise ein Beben der Entrüstung ausgelöst hatte, verliess die schwarz-gelbe Bühne verhältnismässig leise: Mats Hummels liess sich nach 78 Minuten angeschlagen auswechseln. Der Captain mit zeitnaher Münchner Zukunft ging nach über achtjähriger BVB-Vergangenheit angesichts der in seinem Fall kontaminierten Atmosphäre im Klubumfeld fast unbemerkt von Bord.
Bayern München–Dortmund 0:0
Bayern 4:3-Sieger nach Penaltyschiessen
Berlin. – 74’322 Zuschauer (ausverkauft). – SR Fritz.
Penaltyschiessen: Kagawa 0:1, Vidal 1:1; Bender -, Lewandowski 2:1; Sokratis -, Kimmich -; Aubameyang 2:2, Müller 3:2; Reus 3:3, Douglas Costa 4:3.
Bayern München: Neuer; Lahm, Kimmich, Boateng, Alaba; Thiago; Douglas Costa, Müller, Vidal, Ribéry (108. Coman); Lewandowski.
Dortmund: Bürki; Piszczek, Sokratis, Hummels (78. Ginter), Schmelzer (70. Durm); Bender, Weigl; Mchitarjan, Castro (106. Kagawa), Reus; Aubameyang.
Bemerkungen: Bayern ohne Götze, Badstuber, Robben (alle verletzt), Dortmund ohne Gündogan, Park (beide verletzt). Verwarnungen: 39. Ribéry und Castro (beide Unsportlichkeit), 42. Kimmich, 47. Vidal, 74. Hummels, 99. Sokratis, 109. Müller (alle Foul).
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