Während Uli Hoeness auf der Anklagebank schmort, könnte Bayern München heute in der Champions League erneut brillieren. Am Weiterkommen gegen Arsenal gibt es nach dem 2:0 im Hinspiel kaum Zweifel.
Bayern München scheint in dieser Saison nur einen Gegner zu fürchten: die eigene Genügsamkeit. Die Siege können noch so klar ausfallen, die Ausgangslage noch so klar sein, der erhobene Warnfinger und die Selbstkritik bleiben nie aus. So war es nach dem 2:0-Hinspielerfolg im Achtelfinal bei Arsenal, so war es auch nach dem 6:1 am Wochenende in Wolfsburg.
In London wurde der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge nicht müde, zu erwähnen, dass erst die Hälfte des Duells mit Arsenal vorüber sei und er erwähnte die Achtelfinals des Vorjahres, als die Bayern nach dem 3:1-Auswärtssieg im Heimspiel gegen Arsenal noch zittern mussten. Am Samstag in Wolfsburg monierte Guardiola, dass sein Team auf dem Weg zum 6:1 zu wenig Ballbesitz hatte. Schliesslich stand es nach einer Stunde noch 1:1 – das passte den Bayern gar nicht.
Arsenal ist durchaus nicht zu unterschätzen. Das Hinspiel wurde erst nach dem Platzverweis gegen den Torhüter Wojciech Szczesny zu einer klaren Angelegenheit für die Bayern. Am Wochenende holten sich die Engländer mit einem 4:1-Sieg in den Cup-Viertelfinals gegen Everton Selbstvertrauen. Allerdings müsste Arsenal in München gelingen, was noch kein Team in der Champions League schaffte: In 88 Heimspielen verloren die Bayern noch nie mit drei oder mehr Toren Differenz.
Ausgeglichener kündigt sich der Vergleich zwischen Atletico Madrid und Milan an. Die Spanier gehen zwar mit einem 1:0-Vorsprung ins Rückspiel vor eigenem Publikum, doch das erste Duell offenbarte, dass die Nummer 10 der Serie A der Nummer 2 der Primera Division auf Augenhöhe begegnen kann. «Wir dürfen uns nicht zu sicher sein. In einem einzigen Spiel können Weltklassespieler immer für die Differenz sorgen. Und Milan hat mit Kaka oder Mario Balotelli solche Spieler», sagte Atleticos Trainer Diego Simeone.
Dennoch sind sie sich in Madrid ihrer Favoritenrolle bewusst. Nach einer etwas schwächeren Phase im Februar scheint sich der Herausforderer von Real Madrid und dem FC Barcelona der besten Form wieder zu nähern. Beim 2:2 im Derby vor gut einer Woche trug Atletico wesentlich zu einem berauschenden Spiel bei. Am letzten Samstag gewannen die Madrilenen in Vigo ohne Mühe 2:0. Beide Tore erzielte David Villa, der in dieser Saison bisher etwas im Schatten von Topskorer Diego Costa gestanden hatte.
Für Milan ist das Rückspiel im Vicente Calderon die letzte Chance, die Saison wenigstens halbwegs zu retten und den verbleibenden zwei Monaten einen Sinn zu geben. In der Serie A liegt man als Zehnter acht Punkte hinter den Europacup-Plätzen zurück, weshalb die Meisterschaftsspiele von Trainer Clarence Seedorf längst als Experimentierfeld missbraucht werden. Am letzten Samstag beim 0:1 in Udine beispielsweise spielten nur drei Akteure von Beginn weg, die auch in Madrid in der Startformation erwartet werden.