Für Beat Hess, Verwaltungsratspräsident des Zementkonzerns LafargeHolcim, ist die Fusion der beiden Zementriesen bisher zu langsam abgelaufen. Hess spricht sich auch für einen neuen Firmennamen aus.
«Wir haben viel Zeit verloren und nicht von Anfang an grösstes Gewicht auf eine schnelle Integration gelegt», erklärte Hess in einem Interview mit der «SonntagsZeitung». Bei ABB, wo er die Fusion als Chefjurist begleitet habe, sei dies anders gewesen.
«Wir haben lange gebraucht, bis wir uns auf Verwaltungsrats- und Konzernleitungsebene zusammengerauft haben», sagte der seit Mai als Verwaltungsratspräsident amtierende Hess. Hess spricht von einem gegenseitigen Abtasten und einem Gewöhnen an die jeweils andere Kultur.
Vor wenigen Tagen gab der Konzern den Abbau von 250 Stellen weltweit in der Verwaltung bekannt. Laut Hess sind daher grössere Abbaumassnahmen auf Konzernebene momentan nicht mehr nötig. In grossen Märkten, wo sowohl Lafarge wie Holcim präsent seien, gebe es aber Doppelspurigkeiten und müssten die Strukturen noch angepasst werden.
Der Zementkonzern ist derzeit in neunzig Ländern tätig. Künftig wird er aber in weniger Ländern präsent sein. «Wir sind daran, uns all jene Länder anzuschauen, wo wir unbefriedigende Ergebnisse haben», so Hess. Das Ziel sei es, in absehbarer Zeit wieder die Kapitalkosten zu verdienen. Laut Hess dürfte dies bis Ende 2018 zu schaffen sein.
Der Verwaltungsratspräsident kennt nach eigenen Angaben die Gesamtkosten im Konzern, verfügt aber nicht über genaue Informationen, was einzelne Funktionen kosten. «Wir wissen zum Beispiel nicht genau, wie viel uns der Personalbereich weltweit kostet», sagte Hess. Künftig solle aber nicht mehr jedes Land für sich entscheiden, wie es sich lokal finanziere. Das müsse zentral vom Finanzchef gesteuert werden.
Die Fusion hat sich laut Hess auf jeden Fall gelohnt. «Die beiden grössten, schärfsten Konkurrenten konnten sich zusammenschliessen und haben damit in vielen Märkten eine starke Marktstellung bekommen», stellte Hess fest. Das werde es in den kommenden Jahren ermöglichen, «schöne Erträge» zu erarbeiten.
Hess propagiert eine Namensänderung. Konkrete Vorschläge lägen auf dem Tisch. Ein neuer Name sei wichtig, damit sich die Belegschaft mit dem neuen Unternehmen identifizieren könne. Der Aufbau einer neuen Marke koste aber sehr viel Geld. «Wir reden da nicht von ein paar Millionen, wir reden von Hunderten Millionen», sagte Hess.