Der vom marokkanischen König begnadigte spanische Kinderschänder ist in seinem Heimatland festgenommen worden. Der 63-Jährige wurde in Murcia im Südosten Spaniens gefasst.
Dies erklärte ein Sprecher des Innenministeriums in Madrid am Montag. Der Spanier solle einem Gericht in der Hauptstadt übergeben werden.
Der marokkanische König Mohammed VI. hatte den Verurteilten in der vergangenen Woche begnadigt, widerrief dies jedoch nach Protesten der Bevölkerung am Sonntag. Die Hintergründe sind nicht vollständig geklärt. Wegen seiner Mitverantwortung für die Freilassung des Mannes aus der Haft entliess Mohammed VI. am Montag den Chef der Gefängnisverwaltung.
Eine Untersuchung habe ergeben, dass die Verwaltung «versehentlich fehlerhafte Informationen» über den Fall weitergegeben habe, hiess es in einer Mitteilung des Palastes. Ziel der Untersuchung sei es gewesen, «die Verantwortlichkeiten und Elemente des Versagens» herauszufinden, die zur Freilassung des Kinderschänders geführt hätten.
Die marokkanische Regierung wollte zu dem Fall keine Stellung nehmen. Das Justizministerium erklärte auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP, es sei «nicht berechtigt, einen Kommentar abzugeben».
Der Spanier war im Jahr 2011 in Rabat wegen Vergewaltigung von elf Minderjährigen zu 30 Jahren Haft verurteilt worden. Seine Opfer waren zwischen vier und 15 Jahren alt.
Wütende Proteste
Die Begnadigung Galváns entfachte in Marokko einen Proteststurm, es gab tagelang Demonstrationen und Sitzblockaden. Die gewaltsame Auflösung mehrerer Versammlungen heizte die Stimmung zusätzlich an.
Bereits am Samstag hatte der Palast angesichts der Proteste erklärt, der König sei nie über die «monströsen Verbrechen» des Spaniers informiert worden. Andernfalls hätte er den «bedauerlichen» Erlass niemals unterzeichnet, hiess es. Man werde die Verantwortlichen identifizieren und zur Rechenschaft ziehen.
Die unerklärliche Begnadigung hatte nicht nur das Königshaus des nordafrikanischen Landes in die Bredouille gebracht. Auch in Spanien gerieten König Juan Carlos und die konservative Regierung in Erklärungsnot.
Proteste niedergeknüppelt
Vor der ungewöhnlichen Mitteilung des Königshauses, das praktisch nie Handlungen des Monarchen rechtfertigt oder erklärt, hatte die marokkanische Polizei am Freitag Demonstrationen Tausender Menschen gegen die Begnadigung brutal niedergeschlagen.
Dabei seien allein bei einer Kundgebung vor dem Parlament in Rabat Dutzende verletzt worden, berichteten das Nachrichtenportal Afrik und andere Medien. Auch Journalisten seien ins Spital gebracht worden.
Für Dienstag riefen Menschenrechtsgruppen zu einer Grossdemonstration in Casablanca auf, der bevölkerungsreichsten Stadt des Landes.
Kritik auch in Spanien
König Mohammed hatte Anfang der Woche die Freilassung im Rahmen einer Amnestie für insgesamt 1044 Menschen anlässlich des 14. Jahrestags seiner Thronbesteigung angeordnet. Neben dem Pädophilen wurden weitere 47 Spanier amnestiert, nachdem der spanische König Juan Carlos bei einem Besuch in Rabat Mitte Juli um einen entsprechenden «Akt der Freundschaft» gebeten hatte.