Nach der Auflösung des «Dschungels» von Calais bereiten die französischen Behörden nun die Räumung eines Flüchtlingslagers in Paris vor. Die Polizei führte am Montag Kontrollen in der Zeltstadt nahe der Metrostation Stalingrad durch.
Mit einem Schaufellader wurden erste Zelte und Matratzen weggeräumt. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo beklagte aber, es stünden bei Weitem nicht genug Unterkünfte für die mehr als 2000 Flüchtlinge bereit.
Hidalgo schrieb in einem am Montag bekannt gewordenen Brief an die Regierung: «Die humanitäre und sanitäre Lage der Migranten, die seit mehr als zwei Monaten um die Metrostation Stalingrad herum lagern, ist dramatisch.» Der Zustand sei für die Flüchtlinge wie die Anwohner unhaltbar, die Menschen müssten dringend untergebracht werden.
Hidalgo verwies auf das neue Aufnahmezentrum, das in Kürze im Norden von Paris eröffnen soll. Dies biete jedoch nur Platz für 400 Menschen, betonte die Bürgermeisterin. Vor der Eröffnung müsse der Staat eine Lösung für die anderen Flüchtlinge finden.
Präsident François Hollande hatte am Wochenende gesagt, es würden keine weiteren «Dschungel» in Frankreich geduldet. Untergebracht werden könnten aber nur Asylberechtigte.
Mehr Flüchtlinge seit Räumung von Calais
In dem Pariser Lager kontrollierten Bereitschaftspolizisten den Status der Bewohner. Die Zeltstadt zwischen dem 10. und 19. Pariser Arrondissement im Norden von Paris ist seit Beginn der Räumung in Calais vor einer Woche deutlich angewachsen.
Die französische Regierung bestreitet aber einen Zusammenhang und verweist auf die vielen Flüchtlinge, die weiterhin nach Europa kommen.
Ein Afghane im Lager sagte der Nachrichtenagentur AFP angesichts der Polizeiaktion: «Wenn sie uns keine Unterkunft geben, warum zerstören sie unsere Zelte?» In dem Lager hausen neben Afghanen auch zahlreiche Sudanesen und Eritreer.