Der vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag (ICC) per Haftbefehl gesuchte libysche Ex-Geheimdienstchef Abdullah al-Senussi ist in Mauretanien festgenommen worden. Er sei am Freitagabend bei der Einreise auf dem Flughafen Nouakchott festgenommen worden, teilten die mauretanischen Behörden am Samstag mit.
Senussi sei aus Marokko gekommen und habe einen gefälschten malischen Pass bei sich gehabt. Ein libyscher Regierungssprecher bestätigte in Tripolis die Festnahme. Mit Senussi sei ein junger Mann in Gewahrsam genommen worden, bei dem es sich seinen Sohn handeln könnte.
Senussi ist der Schwager des 2011 gestürzten und getöteten Machthabers Muammar Gaddafi und galt als einer seiner engsten Vertrauten. Mit seiner Festnahme ist die letzte Führungsfigur des alten Regimes hinter Gittern.
Der ICC hat Senussi zusammen mit Gaddafi und dessen Sohn Seif al-Islam vorigen Jahres wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt und Haftbefehl erlassen. Der Haftbefehl gegen Senussi bestehe unverändert, sagte ein Sprecher des Gerichts.
Senussi wird eine Schlüsselrolle bei der Tötung von mehr als 1200 Häftlingen in einem Gefängnis in Tripolis im Jahr 1996 zur Last gelegt. Die Festnahme eines Anwalts von Familien der Opfer war im vergangenen Jahr Auslöser des Volksaufstandes, der der Herrschaft Gaddafis ein Ende setzte.
Frankreich und Libyen verlangen Auslieferung
Aber nicht nur der ICC will Senussi vor Gericht stellen. Frankreich, das das bei der Festnahme in Mauretanien mithalf, verlangt ebenfalls seine Auslieferung. Senussi war 1999 wegen eines Anschlags auf ein französisches Flugzeug in Abwesenheit verurteilt worden.
Bei dem Angriff waren 1989 in Niger 170 Menschen ums Leben gekommen, darunter 54 Franzosen. Das Präsidialamt in Paris kündigte an, binnen Stunden einen Auslieferungsantrag in Mauretanien vorzulegen.
Auch Libyen fordert die Auslieferung des ehemaligen Geheimdienstchefs. Da Mauretanien der Konvention über den ICC nicht beigetreten ist, ist offen, ob und an wen Senussi ausgeliefert wird.