Die Aufdeckung von mehr als 214’000 Briefkastenfirmen von Politikern und Sportstars in Panama durch ein internationales Journalistennetzwerk ruft weltweit Regierungen auf den Plan. Politiker in Europa fordern ein härteres Vorgehen gegen Steuerflucht und Geldwäscherei.
Behörden in mehreren Staaten leiteten am Montag Untersuchungen ein. Die Bankenaufseher in der Schweiz, in Deutschland, Österreich und Schweden kündigten an, die Rolle heimischer Institute bei solchen Geschäften zu überprüfen.
Der französische Präsident François Hollande stellte juristische Konsequenzen in Aussicht, und die deutsche Regierung drängte auf eine konsequente internationale Bekämpfung von Steuerhinterziehung. Auch in Australien, Dänemark, Neuseeland und Österreich zeigten sich die Regierungen alarmiert.
Panamas Staatschef Juan Carlos Varela sagte volle Kooperation seines Landes bei der Aufklärung zu. Die Staatsanwaltschaft Panamas leitete Ermittlungen zu den Vorwürfen ein. Unklar blieb einen Tag nach der Veröffentlichung, ob die mit einem Datenleck bekanntgewordenen Geschäftstätigkeiten unrechtmässig sind.
Aus den unter anderem von der «Süddeutschen Zeitung» (SZ) ausgewerteten Dokumenten soll hervorgehen, dass zahlreiche Politiker, Sportler und Prominente ihr Geld in Offshore-Firmen geparkt haben. Insgesamt finden sich gemäss dem Konsortium zudem über 500 Banken in den Unterlagen.
Schweizer Behörden werden aktiv
In der Affäre werden auch die Schweizer Behörden aktiv. Die Finanzmarktaufsicht Finma werde abklären, inwieweit auch Schweizer Banken Dienstleistungen der in Panama ansässigen Kanzlei Mossack Fonseca benutzt und Schweizer Bestimmungen verletzt hätten, erklärte ein Finma-Sprecher. Zum Inhalt der Enthüllungen in diversen Medien wollte sich die Finma nicht äussern.
In den Daten, die der «SZ» zugespielt wurden, werden auch die Grossbanken UBS und Credit Suisse sowie die HSBC Private Bank Schweiz erwähnt. Die UBS und die Credit Suisse nahmen am Montag zu diesen Zahlen und zur geschäftlichen Beziehung zu Mossack Fonseca direkt keine Stellung. Beide Banken betonten die Gesetzmässigkeit dieser Tätigkeit.
Laut dem Internationalen Konsortium Investigativer Journalisten, das die Recherchen koordinierte, befinden sich über 1200 Schweizer Firmen unter den 14’000 Banken, Anwaltsfirmen und anderen Mittelsmännern, die Briefkastenfirmen aufbauen liessen.
Viele Prominente und Politiker
Insgesamt sollen zwölf aktuelle oder ehemalige Staatschefs in den Listen stehen. In Island forderte die Opposition deshalb den Rücktritt von Premierminister Sigmundur Gunnlaugsson, was dieser wiederum ablehnte.
Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko wies nach Enthüllungen über eine eigene Briefkastenfirma persönliches Fehlverhalten zurück. Die Existenz der Briefkastenfirmen dementierte Poroschenko nicht.
International sanktionierte Geschäftsleute wie ein Cousin des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad oder Monarchen wie König Salman von Saudi-Arabien nutzten den Unterlagen zufolge ebenfalls Offshore-Firmen. Auch Verwandte der ranghöchsten Mitglieder der Kommunistischen Partei Chinas verstecken demnach ihr Vermögen mit Hilfe von Briefkastenfirmen.
Nach Angaben der «SZ» leiteten enge Vertraute des russischen Präsidenten Wladimir Putin in den vergangenen Jahren offenbar mehr als zwei Milliarden Dollar über Briefkastenfirmen ins Ausland. Ein Sprecher des Präsidenten und Prominente aus anderen Staaten wehrten sich unterdessen gegen Beschuldigungen. Der Kreml wertet die Veröffentlichung der «Panama Papers» als Versuch, Putin zu diskreditieren.
Auch die Namen des Fussballstars Lionel Messi, des suspendierten Uefa-Präsidenten Michel Platini, des chinesischen Schauspielers Jackie Chan und des spanischen Regisseurs Pedro Almodóvar tauchen in den Unterlagen auf.