Bei andauernden Unruhen nach dem Todesurteil gegen einen islamistischen Politiker in Bangladesch sind mindestens 62 Menschen getötet worden. Am Sonntag – dem vierten Tag der gewaltsamen Proteste – starben nach Polizeiangaben mindestens 19 Menschen.
Unter den Toten seien ein 13 Jahre alter Knabe und ein Polizist gewesen, sagte ein Polizeisprecher. Nach Darstellung der Behörden griffen Anhänger der islamistischen Partei Jamaat-e-Islami Büros der regierenden Awami-Liga, Polizeiwachen, einen Bahnhof und andere öffentliche Einrichtungen an.
Nach schweren Zusammenstössen im nördlichen Distrikt Bogra mit mehreren Toten setzte die Regierung dort nach Angaben der Distriktverwaltung Soldaten ein. Innenminister Mohiuddin Khan Alamgir sagte am Sonntag: „Die Situation ist unter Kontrolle der Regierung.“ Die Unruhestifter, die teilweise auch Angehörige der hinduistischen Minderheit angegriffen hätten, würden zur Rechenschaft gezogen.
Ein Gericht in Dhaka hatte am Donnerstag den Vizepräsidenten der Jamaat-e-Islami, Delawar Hossain Sayedee, wegen Gräueltaten im Unabhängigkeitskrieg 1971 zum Tode verurteilt. Damals waren binnen neun Monaten drei Millionen Menschen getötet und 200’000 Frauen vergewaltigt worden.
Soldaten sollen Unruhen eindämmen
Trotz der Unruhen traf der indische Präsident Pranab Mukherjee am Sonntag in Dhaka ein. Während seines dreitägigen Aufenthaltes soll er eine Ehrung für Indiens Unterstützung im Unabhängigkeitskrieg 1971 entgegennehmen, als sich Bangladesch von Pakistan abspaltete. Es ist Mukherjees erster Auslandsbesuch seit seinem Amtsantritt im August.
Angesichts der Unruhen im Norden des Landes mobilisierte die Regierung in Bangladesch am Sonntag die Streitkräfte. Die Soldaten postierten sich in der von der Gewalt besonders betroffenen Stadt Shahjahanpur, wie die Polizei mitteilte.