Die beiden Basel führen im Zuge der Schulharmonisierung (HarmoS) als erste Kantone der Schweiz gleiche Stundentafeln an Volksschule und Gymnasium ein. Geschehen soll dies schrittweise ab dem Schuljahr 2014/2015. Eine Fächerverschiebung hat indes bereits Kritik ausgelöst
Die Bildungsdirektoren Urs Wüthrich (Baselland) und Christoph Eymann (Basel-Stadt) sprachen am Freitag vor den Medien von einem Durchbruch. Bisher hätten im Raum Basel die schweizweit grössten Unterschiede in den Schulsystemen bestanden; nun werde es erstmals in der Geschichte in den zwei Kantonen praktisch die gleiche Schule geben.
Vom Kindergarten zum Gymnasium
Bis auf marginale Unterschiede würden die Jahresstundentafeln an allen Schulen der beiden Kantone – vom Kindergarten bis zum Gymnasium – künftig identisch sein, hiess es an der Medienkonferenz. An Volksschule und Gymnasien gelten dann die gleichen zeitlichen Dotierungen von Fächergruppen und Fächern.
Beschlossen haben die Einführung der neuen Stundentafeln am 11. und 13. Juni der Bildungsrat in Baselland und der Erziehungsrat in Basel-Stadt. Eingeführt werden sollen sie an der Volksschule ab dem Schuljahr 2015/2016 schrittweise mit der Einführung des Lehrplans 21; am Gymnasium gelten sie bereits ein Jahr zuvor.
Die verbliebenen Unterschiede machen je eine Lektion in zwei Fächern auf der Primar- und in je einem Fach auf der Sekundar- und Gymnasialstufe aus. Insgesamt wird die Lektionenzahl auf Primarstufe schrittweise von 26 auf 30 erhöht. Auf Sekundarstufe gibts 34 Lektionen und an Gymnasien rund 32 Lektionen pro Woche.
Die Zunahme der Lektionenzahl an der Primarschule geht insbesondere auf die Einführung von Französisch in der 3. Klasse und von Englisch in der 5. Klasse zurück. An der obligatorischen Sekundarsschule erhalten derweil Mathematik und Naturwissenschaften deutlich mehr Gewicht, wie es weiter hiess.
So gibt es für das 10. und 11. Schuljahr als neuen Wahlpflichtfachbereich neben „LINGUA“ mit Latein und Italienisch auch „MINT“ (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik). Gestaltung und Musik werden indes ab der zweiten Sekundarklasse ebenfalls zum Wahlpflichtfach.
Kritik wegen Musik und Gestaltung
Der Abbau bei den musischen Fächern hat bereits im Vorfeld der Medienkonferenz Kritik bei den kantonalen Fachlehrerverbänden ausgelöst. Die Naturwissenschaften lägen nun über, die musischen Fächer aber deutlich unter den Empfehlungen des im Zuge von HarmoS vorgesehenen Lehrplans 21, rügten die Verbände KKSM und LGB in einem Communiqué.
Es sei ein „kleiner Abbau“ und ein Kompromiss, erwiderten die Bildungsdirektionen; beim Maximum – als Wahlpflichtfach – gebe es deutlich mehr Lektionen, beim Minimum seien es aber weniger. In den Bildungsräten habe es zudem klare Mehrheiten für die Stundentafeln gegeben, sagte Wütrich. Es bestünden auch andere Forderungen, aber noch mehr „drauf beigen“, habe Grenzen, sagte Eymann.
Die Umsetzung der gemeinsamen Stundentafeln fördern helfen sollen bikantonale Schulleiterkonferenzen und ein Netzwerk zwischen den Schulen. Schulen und Lehrkräften soll zudem bei der Umsetzung viel Gestaltungsspielraum bleiben. Laut Eymann und Wüthrich sind die Stundentafeln auch ein Fundament für weitere Bildungskooperation.