Belgiens König Albert II. dankt ab. Er legt sein Amt zum 21. Juli, dem Nationalfeiertag, nieder. Nachfolger werden soll sein ältester Sohn, der 53-jährige Prinz Philippe.
Das kündigte der sichtlich bewegte Monarch am Mittwoch in einer landesweit ausgestrahlten Fernsehansprache an. Als Grund nannte der 79-Jährige seinen allgemeinen Zustand. «Mein Alter und meine Gesundheit erlauben mir nicht mehr, meine Funktion so auszuüben wie ich es möchte.»
Die Zeit sei gekommen, um «die Fackel weiterzureichen», sagte der Monarch. Es sei eine Frage des Respekts vor den politischen Institutionen und dem Volk, das Amt aufzugeben, wenn er es nicht mehr mit voller Kraft ausfüllen könne, fügte er hinzu.
Zugleich bedankte sich der Monarch bei seinem Volk für das Vertrauen, das es ihm in seiner Regentschaft entgegengebracht habe. Der König sprach am Ende seiner Rede auch Deutsch, eine der Amtssprachen Belgiens. Er sagte: «Es lebe Belgien. Vive la Belgique.»
«Die Herzen der Belgier erobert»
Belgiens Premierminister Elio Di Rupo hat dem scheidenden König Albert II. für seine Jahre auf dem Thron gedankt. «Im Laufe der Jahre hat er, mit Königin Paola, die Herzen der Belgier erobert», sagte der sozialistische Regierungschef am Mittwochabend im belgischen Fernsehen.
«In diesen zwanzig Jahren hat er mit uns zahlreiche Freuden aber auch sehr grosse Leiden geteilt», sagte Di Rupo. Doch das Land könne sich auch freuen auf seinen künftigen König Philippe und seine Königin Mathilde.
«Prinz Philippe hat sich mit grossem Ernst und einem starken Verantwortungsgefühl auf seine künftige Aufgabe vorbereitet.» Die Regierung werde sich ab Donnerstag der Vorbereitung auf den Thronwechsel am 21. Juli widmen.
Nachfolger von kinderlosem Bruder
Albert war 1993 zum König der Belgier geworden, nachdem sein älterer, kinderloser Bruder Baudouin gestorben war. In den vergangenen Jahren spielte er besonders bei der Vermittlung im Sprachenstreit zwischen flämischen und frankophonen Belgiern eine wichtige Rolle.
Albert II. ist der erste belgische Monarch, der gänzlich freiwillig abtritt. Seine Vorgänger schieden zumeist erst mit dem Tod aus dem Amt. Der betagte Monarch galt nach fast 20 Jahren auf dem Thron als amtsmüde. Spekulationen über seinen Rückzug kursierten bereits seit längerer Zeit in Belgien.
Der belgische König hat keine politische Macht und nur eine repräsentative Rolle im Staat. Er ist aber eine wichtige Klammer in dem vom Sprachenstreit zwischen den französischsprechenden Wallonen und den niederländischsprechenden Flamen und einer ungleichen wirtschaftlichen Entwicklung geprägten Land.
Mit Alberts Rückzug vollzieht Belgien nur einen Monat nach den benachbarten Niederlanden den Generationswechsel im Königshaus. Erst am 30. April hatte die niederländische Königin Beatrix den Thron ihrem Sohn Willem Alexander übergeben.