In der WM-Gruppe H wird heute ab 22.00 Uhr der letzte Platz für die Achtelfinals vergeben. Belgien ist schon souverän qualifiziert. Das letzte Ticket dürfte an Algerien oder Russland gehen.
Belgien hat Kraft der Resultate die hohen Erwartungen bisher erfüllt. Algerien wurde 2:1 besiegt, Russland 1:0. Spielerisch gibt es noch Steigerungspotential, aber solange Siege eingefahren werden, liegt alles im grünen Bereich. Mit einem weiteren Dreier im abschliessenden Gruppenspiel in São Paulo gegen Südkorea würde das Team von Trainer Marc Wilmots gar einen Landesrekord aufstellen. Noch nie gelangen Belgien drei Vorrunden-Erfolge in Serie. Zum Sieg in der Gruppe fehlt noch ein Punkt.
Belgien hat zudem den Vorteil, dass es bei Spielbeginn um 22 Uhr bereits die Resultate aus der Gruppe G kennt. Aber auch wenn Deutschland dort nur Gruppen-Zweiter würde, am Plan der Belgier änderte dies nichts. Absichtlich verlieren, um den Deutschen zu entgehen – das käme nicht in Frage, tönt es übereinstimmend aus dem belgischen Lager. Gegner Südkorea bräuchte in jedem Fall einen Sieg, um sich allenfalls gegenüber Russland oder Algerien in die nächste Runde zu schmuggeln.
Das wahrscheinlichste Szenario aber ist, dass in der Partie Algerien – Russland der 16. und letzte Achtelfinal-Teilnehmer gefunden wird. Die Nordafrikaner gehen mit Vorteil in die wohl entscheidende Begegnung. Ein Sieg reicht ihnen in jedem Fall, und auch ein Unentschieden dürfte genügend sein, zumal Südkorea im Parallelspiel kaum mit drei oder mehr Toren Unterschied gegen Belgien gewinnt.
Im vierten Anlauf soll es für Algerien endlich klappen mit der erstmaligen Qualifikation für die zweite Runde. 1982 waren sie schon einmal nahe dran. Dort wurden sie durch das abgekartete 1:0 von Deutschland gegen Österreich ins Abseits gestellt. Nun aber haben es die Araber in den eigenen Händen. Zu verdanken haben sie die gute Ausgangslage dem 4:2 gegen Südkorea. Vier Tore hat vor ihnen noch nie eine afrikanische Equipe in einem WM-Endrundenspiel zustande gebracht.
Gemäss der Weltrangliste der FIFA, in der sie Platz 22 belegen, sind die Algerier das stärkste Team ihres Kontinents. Der letzte zählbare Erfolg – der Gewinn des Afrika-Cups 1990 – liegt allerdings weit zurück. Etwas salopp formuliert könnte man beim aktuellen algerischen Team auch von «Frankreich B» sprechen. Nicht weniger als 16 der 23 Spieler des WM-Kaders sind in Frankreich geboren.
Eine Niederlage dürfen sich die Algerier allerdings nicht leisten. Ihr Gegner in der abschliessenden Partie in Curitiba hat sich in den ersten beiden Spielen vor allem bezüglich Laufbereitschaft ausgezeichnet. Die Russen sind die Marathon-Männer dieser WM.
Beim 0:1 gegen Belgien legten die Spieler von Trainer Fabio Capello am letzten Sonntag insgesamt 118 Kilometer zurück. Das war der zweitbeste Wert in Runde 2, hinter Australien, das es auf 121 Kilometer brachte. Am ersten Spieltag hatten die Russen beim 1:1 gegen Südkorea mit 114 Kilometern gar den absoluten Spitzenwert realisiert. Fürs Rennen allein gibt es aber noch keine Punkte.