Die Coop-Tochter Bell hat im vergangenen Jahr zwar weniger Fleisch und Wurstwaren verkaufen können. Trotzdem ist der Gewinn des Fleischverarbeiters um 14,5 Prozent auf 87,7 Millionen Franken gestiegen.
Dazu trug bei, dass Bell vermehrt Produkte mit höherer Wertschöpfung verkaufte und die Finanzierungskosten angesichts tiefer Zinsen deutlich gesunken sind, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte.
Der Umsatz lag mit 2,6 Mrd. Fr. um 0,9 Prozent unter Vorjahr. Auch ohne Währungseffekte hätte ein Rückgang um 0,5 Prozent resultiert. Das Absatzvolumen schrumpfte gegenüber 2013 noch etwas stärker als der Umsatz, nämlich um 1,1 Prozent auf rund 215‘600 Tonnen.
In der Schweiz liefen die Geschäfte besser, der Umsatz auf dem Heimmarkt stieg um 0,8 Prozent auf 1,86 Mrd. Franken. Wachstumstreiber waren Seafood, Geflügel und Charcuterie. Insgesamt sank aber das Absatzvolumen um 0,9 Prozent, unter anderem wegen geringerer Industriebelieferungen, dem wetterbedingt schwachen Grillsommer und dem erneut gestiegenen Einkaufstourismus.
Umsatzeinbussen musste Bell im Ausland hinnehmen. In Deutschland sank der Umsatz um 2,8 Prozent auf 470 Mio. Franken. Währungsbereinigt beträgt der Rückgang noch 1,5 Prozent.
Die Sparte Bell International (Frankreich, Benelux, Polen, Ungarn und Tschechien) schrumpfte gar um 8,1 Prozent auf 269 Mio. Franken. Bell verweist auf Währungseinflüsse und deutlich tiefere Rohmaterialpreise. Zudem wurde das zunehmend unrentable Filialgeschäft in der Slowakei aufgegeben.
Noch mehr Einkaufstourismus
Im laufenden Jahr erwartet Bell wegen der Aufhebung des Euro-Mindestkurses zwar eine weitere Zunahme des Einkaufstourismus. Coop selber rechnet aus den Wechselkursen zudem mit Umrechnungseffekten, die direkten Auswirkungen seien aber vernachlässigbar.
In der zweiten Jahreshälfte geht das Unternehmen von steigenden Rohmaterialpreisen in der Schweiz und in Europa aus. Bell wird zudem Mehrheitsaktionärin von Hilcona. Die Coop-Tochter übt die Option für weitere 2 Prozent am Liechtensteiner Fertiggerichte-Hersteller aus und den Anteil so auf 51 Prozent erhöhen. Ab 1. Mai wird Hilcona mit einem Jahresumsatz von rund 500 Mio. Fr. vollkonsolidiert.
Zu der vom deutschen Kartellamt im Juli 2014 ausgesprochenen Busse von rund 100 Mio. Euro wegen angeblich unerlaubten Preisabsprachen erklärte Bell im Jahresbericht, das Unternehmen erachte diese als sachlich und materiell unbegründet. Deshalb sei keine Rückstellung gebildet haben.
Coop will sich mit allen Mitteln gegen die Busse wehren. Die rechtlichen Schritte seien eingeleitet, Bell rechne mit einer mehrjährigen Verfahrensdauer, hiess es. In Absprache mit der Revisionsstelle wird das Bussgeld als Eventualverbindlichkeit im Anhang aufgeführt.