Als letzte Schweizer starten in der Nacht auf Dienstag Belinda Bencic und Timea Bacsinszky ins diesjährige Australian Open. Mit sehr unterschiedlichen Gemütslagen.
Horrorlos? Von wegen. «Ich war richtig happy, als ich über Twitter von der Auslosung erfuhr», erzählte Belinda Bencic vor dem Start zum Australian Open in Melbourne. Sie freue sich riesig auf das Duell mit der sechsfachen Siegerin und Weltnummer 2 Serena Williams in der Nacht auf Dienstag (ca. 2.30 Uhr Schweizer Zeit). «Für solche Spiele auf den grossen Plätzen trainiert man», betonte sie.
Die 19-jährige Ostschweizerin, die in den letzten elf Monaten von Platz 7 auf 59 der Weltrangliste zurückgefallen ist, hat sich auf die neue Saison hin für einen ziemlich radikalen Neuanfang entschieden. Im Dezember entschied sie sich kurzfristig, in Florida statt in Wollerau zu trainieren – ohne Vater und Coach Ivan und Mentorin Melanie Molitor. In Australien weilt sie erstmals ohne ihren Vater an einem Turnier, lediglich begleitet vom Physiotherapeuten und dem Sparringpartner. Von einem grossen Bruch wollte Bencic aber nichts wissen. «Ich wollte das mal versuchen», sagt sie. «Wir sind aber in ständigem Kontakt.»
Der Jahresauftakt beim Hopman Cup in Perth klappte mit zwei Siegen in drei Einzeln gut. Ausserdem konnte der Teenager da auch von den Ratschlägen Roger Federers profitieren. «Ich bin sehr froh, dass er mir so bereitwillig Tipps gab», schwärmte Bencic richtiggehend. «Es ist beeindruckend, wie locker er ist. Ich bin immer schon am Tag vorher nervös und nehme das Training, das Einspielen und die Matches sehr ernst. Vielleicht muss ich von Roger lernen, manchmal etwas lockerer zu werden ohne den Fokus zu verlieren.»
Gegen Serena Williams ist Bencic zwar Aussenseiterin, hat aber doch einiges zu verlieren. Bei einer Niederlage würde die Achtelfinalistin des letzten Jahres weitere rund 20 Plätze im Ranking verlieren. Immerhin hat sie sich vom gebrochenen Zehennagel, der sie vor einer Woche in Sydney zur Aufgabe zwang, gut erholt. «Er ist ausgefallen», wusste sie zu berichten. «Ich bin praktisch bei 100 Prozent.» Die wird sie (mindestens) brauchen, wenn sie den Exploit vom August 2015 wiederholen will, als sie Williams in Toronto im Halbfinal bezwang und dann ihren bisher grössten – und letzten – Titel gewann.
Bacsinszky im Ungewissen
Timea Bacsinszky hat ein wesentlich besseres Jahr hinter sich als Bencic und startet am Dienstag (ca. 7.30 Uhr) dennoch mit weniger guten Gefühlen in ihre Erstrundenpartie gegen Camila Giorgi (WTA 72). Bereits zum Saisonauftakt beim Turnier in Shenzhen hätte sie in der 1. Runde gegen Giorgi spielen sollen. Nach einer gemäss eigener Aussage hervorragenden Vorbereitung, zog sie sich jedoch nach der Ankunft in China eine Bauchmuskelzerrung zu und musste wie eine Woche später in Sydney passen. «Ich habe es wahrscheinlich mit der Belastung gleich nach der langen Reise übertrieben», mutmasste die Waadtländerin. «Ich lerne halt auch mit 27 noch dazu.»
Erst seit Freitag kann die Nummer 12 des Turniers wieder normal aufschlagen und erwartet deshalb keine Wunderdinge. Sie werde auch keine Risiken eingehen, falls die Verletzung wieder aufbrechen würde. «Die Saison ist noch lang.»