Mehr als drei Viertel der Menschen, die seit Jahresbeginn auf der Flucht starben, sind im Mittelmeer ertrunken. Europa ist das gefährlichste Ziel für Flüchtlinge, zeigt eine Studie der Internationalen Organisation für Migration.
Mit 3072 Opfern seit Jahresbeginn wurde der bisherige Rekord von 2011 um mehr als das Doppelte übertroffen. Das teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Montag in Genf mit. Von den weltweit 4077 toten Migranten entfielen demnach mehr als drei Viertel auf die Mittelmeer-Region.
Seit dem Jahr 2000 seien mindestens 40’000 Migrantinnen und Migranten auf ihrer Flucht ums Leben gekommen, heisst es im 210-seitigen IOM-Bericht «Tödliche Reise». Die tatsächliche Zahl ist vermutlich um einiges höher: Schätzungen rechnen mit zwei Verschwundenen pro identifizierte Leiche.
Europa das gefährlichste Ziel
«Unsere Botschaft ist deutlich: Migranten sterben, obwohl sie es nicht müssten», sagte der Generaldirektor der Hilfsorganisation, William Lacy Swing, bei der Vorstellung des Berichts. «Es ist an der Zeit, mehr zu tun, als nur die Opfer zu zählen», appellierte er an die internationale Gemeinschaft. «Es ist Zeit, dass sich die Welt engagiert, um die Gewalt gegen verzweifelte Migranten zu stoppen.»
In ihrem Bericht kommt die IOM zum Schluss, dass Europa das gefährlichste Ziel für Migranten sei. Mit 22’000 Toten habe es hier mehr als die Hälfte der Opfer gegeben. An zweiter Stelle der gefährlichsten Ziele von Migranten folgt die amerikanisch-mexikanische Grenze mit fast 6000 Toten seit dem Jahr 2000, gefolgt von diversen Routen durch die Sahara mit 3000 Toten.
In den ersten acht Monaten dieses Jahres registrierten die italienischen Behörden 112’000 Migranten, vor allem Syrer und Eritreer, die die Überfahrt nach Italien versuchten. Das sind drei Mal so viele wie im vergangenen Jahr.