Kurz vor dem Beginn der EU-Austrittsverhandlungen will der britische Schatzkanzler Philip Hammond für einen «weichen» Brexit kämpfen. Laut der «Times» glaubt Hammond, dass die Regierung ihre Strategie ändern müsse, um einen Verbleib in der Zollunion zu gewährleisten.
Es sei auch wahrscheinlich, dass der Schatzkanzler die Unterstützung von Vize-Premier Damian Green für seine Pläne suchen werde, berichtete die «Times» am Mittwoch unter Berufung auf Regierungskreise.
Damit wendet sich Hammond gegen den Kurs der Premierministerin. Theresa May hatte vor der Wahl mit einem «harten Brexit» gedroht. Demnach würde Grossbritannien nicht nur aus der EU ausscheiden, sondern auch aus dem Binnenmarkt und der Zollunion, um die Einwanderung schärfer zu begrenzen.
Denn wer zum Binnenmarkt gehören will, muss auch den Zuzug von EU-Bürgern akzeptieren. Als Mitglied der Zollunion darf man keine eigenen Handelsverträge schliessen. «Weicher Brexit» bedeutet dagegen ein Austritt aus der EU, aber weiterhin Zugang zum Binnenmarkt und Mitgliedschaft in der Zollunion.
Zuvor hatte der «Telegraph» berichtet, dass Kabinettsmitglieder geheime Gespräche über einen «weichen» Brexit mit Abgeordneten der oppositionellen Labour-Partei führten, um May zu Konzessionen bei der Einwanderung, der Zollunion und dem EU-Binnenmarkt zu drängen.
Ein genauer Termin für die Brexit-Gespräche steht noch nicht fest. Bei einem Treffen mit Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron in Paris am Dienstag hatte May versichert, die Gespräche könnten kommende Woche beginnen. Ursprünglich war der Beginn der Gespräche für den kommenden Montag, 19. Juni, geplant.