Die Wut über eine chinesische Ölplattform vor der Küste Vietnams hat in dem Land zu den schwersten Krawallen seit Jahren geführt. Bei anti-chinesischen Protesten wurden möglicherweise mehr als 20 Personen getötet.
Auslöser der Proteste sind Ansprüche Chinas im Südchinesischen Meer. Dort bohrt China nach Öl in einem Seegebiet, das auch Vietnam für sich beansprucht. Die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen beiden Ländern sind dadurch belastet wie lange nicht mehr seit Ende des kurzen Grenzkrieges 1979.
Es müssten sofort Massnahmen getroffen werden, um das Geschäftsleben rasch wieder zu stabilisieren und zur normalen Produktion zurückzukehren, sagte der vietnamesische Ministerpräsident Nguyen Tan Dung. Das Planungsministerium machte Extremisten für die Krawalle verantwortlich und warnte, die Unruhen könnten Investoren abschrecken.
Tote, Verletzte und Vermisste
Ein Arzt in der zentralen Provinz Ha Tinh bezifferte die Zahl der getöteten Personen auf 21. Fünf der Toten seien vietnamesische Arbeiter, die anderen 16 seien vermutlich Chinesen, sagte der Arzt gemäss der Nachrichtenagentur Reuters.
In der Nacht seien rund 100 Menschen ins Spital eingeliefert worden, darunter viele Chinesen. Am Morgen seien weitere Verletzte gebracht worden.
In Ha Tinh habe eine aufgebrachte Menge das Stahlwerk der Formosa Plastics Group in Brand gesteckt, teilte der Konzern aus Taiwan mit. Dabei seien ein chinesischer Arbeiter getötet und 90 weitere verletzt worden.
Der Vizeleiter der Provinzregierung von Ha Thinh, Dang Quoc Khanh, bestätigte lediglich den Tod des einen Mannes. 149 Personen seien verletzt worden, sagte er weiter. 66 Personen seien festgenommen worden. Gemäss diesen Angaben handelte es sich um einen «Konflikt zwischen vietnamesischen und chinesischen Arbeitern», der sich zum Krawall entwickelte.
Zehn Chinesen würden vermisst, sagte der Manager einer Firma der amtlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua. Vietnamesen seien «in unsere Büros eingebrochen, haben zerstört und geplündert. Sie haben unsere Unterkunft niedergebrannt, bevor sie wieder gegangen sind.»
Flucht nach Kambodscha
Ein Sprecher der kambodschanischen Polizei sagte, mehr als 600 Chinesen hätten bei Bavet die Grenze überquert. «Wenn sich die Situation wieder beruhigt hat, werden sie vermutlich nach Vietnam zurückkehren oder woandershin ausreisen», sagte er. Bavet liegt an der Fernstrasse von Ho-Chi-Minh-Stadt, dem früheren Saigon, in die kambodschanische Hauptstadt Phnom Penh.
Auf dem Flughafen von Ho-Chi-Minh-Stadt drängten sich zahlreiche Chinesen, die einen der ersten Flüge nach China, Malaysia, Kambodscha, Taiwan oder Singapur erwischen wollten.
Eine Sprecherin des Aussenministerium in Peking forderte die vietnamesischen Behörden auf, die Täter zu bestrafen und die Opfer zu entschädigen. Sie warf Vietnam vor, stattdessen ein Auge zuzudrücken und nachsichtig gegenüber Randalieren zu sein.
In den Industriezonen Vietnams, die das Rückgrat seiner Wirtschaft sind, hatte am Mittwoch eine aufgebrachte Menge Fabriken gestürmt, geplündert und in Brand gesetzt. Der Zorn der Demonstranten in den südlichen Provinzen Binh Duong und Dong Nai richtete sich vor allem gegen taiwanische Firmen, die sie in chinesischem Besitz wähnten.
Der US-Sportartikelhersteller Nike erklärte, er unterstütze die Entscheidung einiger Unternehmen, ihre Produktion in Vietnam zu stoppen. Die Sicherheit der Beschäftigten gehe vor