Eine Lichtgrenze aus tausenden Ballons, Konzerte, Reden und Bürgerfeste: Die Berliner und hunderttausende Besucher haben sich bei strahlendem Sonnenschein auf den 25. Jahrestag des Mauerfalls eingestimmt. Am Abend des 9. November 1989 war die Öffnung der Grenzen der DDR bekanntgegeben worden.
«Diese Stadt hat Geschichte geschrieben», sagte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel am Samstagabend in der Neuen Nationalgalerie in Berlin. «Der menschliche Drang nach Freiheit lässt sich nicht auf Dauer unterdrücken», betonte die aus der einstigen DDR stammende CDU-Politikerin bei der Eröffnung der «Falling Walls Conference», einer internationalen Wissenschaftstagung.
«Es braucht Mut, Freiheit zu erkämpfen, und es braucht Mut, Freiheit zu nutzen.» Berlin habe nicht nur das Bild Deutschlands geprägt, sondern sei auch «fast ein Symbol für die Vereinigung Europas nach dem Kalten Krieg», sagte die Kanzlerin in ihrer wöchentlichen Video-Botschaft.
Gorbatschow warnt vor erneutem Kalten Krieg
Nach Ansicht von US-Präsident Barack Obama lehrt der 9. November 1989, dass «Mauern und unterdrückerische Regime für einige Zeit andauern mögen, am Ende aber nicht dem Wunsch nach Freiheit und Würde standhalten könnten, der in jedem menschlichen Herzen brennt». Heute spiele das vereinte Deutschland eine «Führungsrolle» in Europa und in der Welt, fügte Obama hinzu.
Der frühere sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow sprach von einem «Feiertag für alle Völker Europas». Mit dem Niederreissen der Mauer hätten die Deutschen einen grossen Beitrag zum Ende des Kalten Krieges geleistet, schrieb Gorbatschow in der «Bild-»Zeitung.
Gleichzeitig erhob der 83-Jährige schwere Vorwürfe gegen den Westen. Zum Ukraine-Konflikt sagte er in Berlin: «Die Welt ist an der Schwelle zu einem neuen Kalten Krieg.»
Der Friedensnobelpreisträger, der als einer der Väter der deutschen Einheit gilt, warf dem Westen und insbesondere den USA vor, ihre Versprechen nach der Wende 1989 nicht gehalten zu haben. Stattdessen habe man sich zum Sieger im Kalten Krieg erklärt und Vorteile aus Russlands Schwäche gezogen.
Linke verurteilt «staatliches Unrecht»
Der letzte DDR-Staatsratsvorsitzende Egon Krenz erinnerte daran, dass der Umbruch vor 25 Jahren leicht «in bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzungen» hätte umschlagen können.
«Wir standen einer militärischen Lösung näher, als das viele heute wahrhaben wollen», sagte Krenz der in Halle erscheinenden «Mitteldeutschen Zeitung». Verhindert worden sei dies allein durch die Besonnenheit der Grenzschützer beim Ansturm der Menschen auf die Grenzübergänge.
Die Linke verurteilte zum 25. Jahrestag des Mauerfalls das «staatliche Unrecht» in der DDR und erneuerte damit eine Entschuldigung ihrer Vorgängerpartei PDS aus dem Jahr 1990. Die Parteivorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger sowie Bundestags-Fraktionschef Gregor Gysi veröffentlichten am Samstag eine entsprechende Erklärung.
Darin räumen sie ein, dass die DDR ein Staat gewesen sei, «in dem die politische Willkür jederzeit Recht und Gerechtigkeit ersetzen konnte, in dem Zehntausende Biografien durch staatliches Unrecht gebrochen und zerstört wurden». Dafür habe die DDR-Staatspartei SED die Hauptverantwortung getragen.