Berlinale 11: Elle s’en va!

Die Deneuve als Grossmutter? Ja. Aber so nahe bei sich haben wir sie noch nie gesehen. Eigentlich war es bis jetzt immer Männern vorbehalten, Zigaretten holen zu gehen. Dass sie dann nie mehr zurückzukehren, schien ein männlicher Zug zu sein. Jetzt hat auch mal eine Frau Lust auf eine Kippe. Dass das ausgerechnet die ladylike […]

Die Deneuve als Grossmutter? Ja. Aber so nahe bei sich haben wir sie noch nie gesehen.

Eigentlich war es bis jetzt immer Männern vorbehalten, Zigaretten holen zu gehen. Dass sie dann nie mehr zurückzukehren, schien ein männlicher Zug zu sein. Jetzt hat auch mal eine Frau Lust auf eine Kippe. Dass das ausgerechnet die ladylike Catherine Deneuve ist, mag überraschen. Aber je länger der Film die Grande Dame unter die kleinen Leute in Frankreich führt, desto einleuchtender.

Bettie ist überarbeitet. Ihr Restaurant lebt auf der Kante zum Ruin. Dass Bettie auch noch ihre Mutter beherbergt, macht die Sache nicht entspannter. Als ihr Geliebter sie verlässt, bricht für die Grossmutter die Welt zusammen. Grund genug, mal rasch Zigaretten holen zu gehen.

Unversehens findet sich diese derangierte Dame in ihrem Wagen unterwegs ins Nirgendwo. In einem ersten Anlauf landet sie in einem sonntäglichen französichen Dorf zu einem grandiosen Kabinbettsückchen: Ein alter Dorfeinwohner dreht ihr eine Zigarette. Dass er nie verheiratet war, macht die beiden nahezu verwandt. Dass er aber für das Drehen der Zigarette zwanzig Minuten braucht, fordert die Deneuve zu einem komödiantischen Kabiinettstückchen heraus.

Grossmutter sieht sich aber auch mit einem Mal dem Enkelkind gegenüber. Der Kleine, ebenso störrisch wie seine Mutter, also die tochter unserer Hauptfigur,. stellt sie vor Probleme, die sie noch nie im Leben lösen musste. Tagelang ist die Dame unterwegs, von Abenteuer zu Abenteuer, schliesslich gar zu einem Ehemaligen Missen-Treffen, während zu Hause das Restaurant bankrott geht und eine ganz neue Beziehung zu ihrem Enkelent steht und- dessen Grossvater väterlicherseits.

Wenn auch der Schluss etwas gar überglücklich gefügt ist, so bietet er einen herzenswarmen Bilderbogen einer Grossmutter-Generation, die auf einmal viel mehr vom Leben erwartet, als bloss Socken stricken und enkelkinder hüten. Die Deuneuve ist da einmal zu sehen, wie sie eine Rolle, einstellung um Einstellung näher an sich heranzieht, so dasswir am Schluss schliesslich das Gefühl haben, die Deneuve sei eigentlich bei uns zu besuch. So per Du waren wir mit ihr noch nie.

 

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