Ein junger Koreaner zeigt, wie es auch geht: Einfach, menschenverliebt und mit einer gewagten moralischen Tiefe.
Fast linkisch kommt er daher. Der erste Langfilmvon Lee Don-Kus Korea. Unbeholfen wirken seine Figuren. Unverbraucht die Schauspieler. Langsam das Erzähltempo. Dennoch: Da macht ein junger Regisseur tiefsinnigauf sich aufmerksam.
Vier junge Männer machen eine junge Frau mit Drogen gefügig. Jetzt lehnt Schu-Gong, der vierte in der Reihe, aber ab: Er will nicht. Erst als man ihn zwingt, geht er schliesslich auch in das Zimmer, wo das Mädchen liegt. Nein, sagt er einem Kumpel danach, er habe es nicht getan.
Vergangenheit drängt in die Gegenwart
Zehn Jahre später folgen wir Schu-Gong durch das Grossstadtleben. Er ist in der Zwischenzeit Christ geworden und lernt in der Kirchengruppe ein Mädchen kennen, und – verliebt sich. Doch die Liebesgeschichte beginnt mit einer grässlichen Hypothek: Jang-mi, ist das Opfer von damals. Sie ist traumatisiert. Der Täter von Schuldgefühlen zerrissen.
Wie lässt sich eine Schuld abtragen?
Jetzt führt die Geschichte eine prächtige Diskussion über Schuld, Geständnis, Sühne und Rache und – Liebe. Dazu erzählt Lee Don-Ku ausführlich von den Begegnungen der beiden jungen Christen. Er folft den Listen von Schu-Gong, sich ihr zu nähern, mit nur einem Ziel – Vergebung zu finden. Ebenso zeigt er ihren Kampf, Nähe zuzulassen.
Als es endlich so weit ist, fühlen sich die beiden angezogen, wie Verliebte es tun: Sie liebt ihn, ohne das Verhängnis zu kennen. Er liebt sie, vielleicht, gerade deshalb – bereits mit allen Schuldgefühlen, die nur eine sterbende Liebe kennt. Er gibt seinen Job auf, für sie. Er arbeitet mit ihr. Sie fahren zusammen weg. Sie kommen sich näher. Erst als sie in der christlichen Gruppe das Wahrheitsspiel machen, bricht der Konflikt auf, und der verstörende Schluss nimmt seinen Gang.
Die Schlussfolgerung folgt zum Schluss: Die Wahrheit kommt an den Tag
Schu-gong sucht nämlich seinen eigenen Weg der Versöhnung. Während der Film im ersten Teil manchmal fast etwas zu sehr in die Breite geht, gewinnt er im zweiten Teil rasant an Fahrt. Nicht, weil er das Tempo ändert, sondern weil die tragische Schlussfolgerung den Schu-Gong zieht, so brilliant einfach zu einem fulminanten Schluss führt.
Lee Don-Ku ist da ein feines Stück Kino gelungen. Mit lakonischem Stil lässt er uns die Figuren mehr beobachten, als dass er uns mitreissen will. Trotz aller Betroffenheit bleibt viel Platz für die gedankliche Verarbeitung. Selten wagen sich junge Regisseure an eine derartige Moralfrage. Hier ist das mehrfach geglückt.