Berlinale 6: Geschlossener Vorhang für Jafar Panahi

«Wir bedauern, dass Jafar Panahi nicht hier sein kann, aber wir freuen uns, dass sein Co-Regisseur und die Hauptdarstellerin den Film repräsentieren können», liessen die Internationalen Filmfestspiele Berlin verlauten. Die Deutsche Bundesregierung hatte den Iran zuvor aufgefordert, dem Regisseur die Teilnahme an der Premiere von «Geschlossener Vorhang» zu ermöglichen. No Go! Der Film-Titel wurde noch […]

«Wir bedauern, dass Jafar Panahi nicht hier sein kann, aber wir freuen uns, dass sein Co-Regisseur und die Hauptdarstellerin den Film repräsentieren können», liessen die Internationalen Filmfestspiele Berlin verlauten. Die Deutsche Bundesregierung hatte den Iran zuvor aufgefordert, dem Regisseur die Teilnahme an der Premiere von «Geschlossener Vorhang» zu ermöglichen. No Go! Der Film-Titel wurde noch vor der Première zum Fanal.

Wie verloren sich Panahi, der in seiner Heimat Arbeitsverbot hat, hinter dieserm Vorhang des Schweigens fühlt, zeigt er in seinem Film «Closed Curtain». Eine Filmverweigerung.

Ein Meer hinter Gittern

Das Meer liegt hinter Gitter. Es dauert eine Weile, bis der Mann, der am Strand unten einem Auto entsteigt, eine Tasche hinein ins Haus getragen hat. Er zieht die Vorhänge vor den Fenstern zu vor denen Eisengitter vor dem Meer stehen. Aber damit nicht genug: Er verdunkelt den Raum auch noch mit schwarzen Vorhängen. Den Hund entlässt er erst aus der Tasche, als er gewiss ist, dass es für den Hund keine Möglichkeit mehr gibt, zu entkommen.

Was da Jafar Panahi mit «Closed Curtain» zeigt, ist die Verhinderung eines Filmes. Der Filmautor schreibt zwar an einem Film. Doch er schreibt erst nur über sich. Die Figuren des Films tauchen auf, wie Personen, die einen Autor suchen.  Von draussen hört man schon die Suchaktion der Polizei. Die Hauptfigur, der Filmautor, denkt sogar daran, sich umzubringen. Aber er verzichtet darauf.

Wenigstens das geht an uns vorbei. Als der Drebuchautor sich einen Regisseur erfindet, gehen die Vorhänge wieder auf. Dann finden sechs Autoren eine Person: Das gibt dem Regisseur immerhin einen Grund, abzureisen. 

Eine Bildsprache, die Schreie in stummen Protest übersetzt

Dazwischen schildert Panahi akribisch die Leere, die er in seinem Hausarrest erlebt, umgeben von den Filmplakaten, die von den Erfolgen erzählen, die andere draussen in der Welt feierten: ‚Lo Specchio‘ von  Andrej Tarkovsky ist eines davon. Panahi hat aus einem kleinen Einfall eine grosse Idee gemacht. Schade nur, dass wir die Idee so rasch erkannt, und bald etwas länglich finden:

Jene drei Minuten des Films, in denen der zauberhafte Hund die Fernsehbilder verfolgt, die von einem Hundegenozid berichten, die die Islamische Reinheitsauffassung erforderlich machen soll, hätten uns gereicht. Das Minenspiel des Hundes beim Betrachten dieser Hundefolter-Bilder, es hat diesen Film übertönt. Da verrät uns Panahi alles über die Abgründe, in die er zur Zeit blicken muss, mit den Augen eines erschreckten Betrachtzers. Der Rest ist ein leiser, erschöpfter Schrei eines Eingesperrten, der der Welt nicht sagen darf, was er eigentlich zu sagen hat.

 

Hier zeigt sich der Regisseur in seinem Hausarrest in der Wirklichkeit.

Nächster Artikel