Berlinale 9: «Frances Ha» Schwarzweiss kann ganz schön farbig sein

Frances ist in Bewegung. Meist übt sie sich in Tanzschritten. Oder Freundschaftsgesten. Hin und wieder wechselt sie ihren Datepartner, oder sie zieht einfach nur in einer neue Wohnung. Frances will Tänzerin werden. Doch ihr Traum passt noch nicht ganz in die Träume ihrer Umgebung: Ihre beste Freundin zieht nach Japan. Ihr Job geht flöten. Frances […]

Frances ist in Bewegung. Meist übt sie sich in Tanzschritten. Oder Freundschaftsgesten. Hin und wieder wechselt sie ihren Datepartner, oder sie zieht einfach nur in einer neue Wohnung. Frances will Tänzerin werden. Doch ihr Traum passt noch nicht ganz in die Träume ihrer Umgebung: Ihre beste Freundin zieht nach Japan. Ihr Job geht flöten. Frances ist für eine Anfängerin als Tänzerin einfach schon zu alt. Obwohl sie jünger aussieht. Sich älter fühlt. Jünger benimmt. Älter wirken will.

Frances will treu sein. Aber leider nur den anderen. Wenn sie versucht sich selber treu zu sein, geht das meistens schief, weil sie nicht weiss, wer sie selber ist: Eine treue Seele. Das was Noah Baumbach da an schwarz-weiss Grosstadtbildern zusammengestellt hat, trifft das Lebensgefühl einer ganzen Generation von alternden Kids, die den Versprechungen der Märkte folgen: Als kommende Künstler, als vielversprechende Designer, als Sängerinnen finden sie meist in prekären Anstellungsverhältnissen auf der Suche nach sich kaum mehr Halt.

Sie finden vorübergehend einen Sinn im Überleben als Prekariats-Hospitanten. Aber wenn dahinter keine Eltern als Sponsoren stecken, führt die Suche nach etwas Berühmtheit, nach etwas Glanz, nach etwas Heimat bloss ans Ende der Illusionen. Bei «Frances Ha» ist diese Ende gleichzeitig auch ein Anfang: Sie geht ihrer Arbeit als Sekretärin der Tanzsschule nach.

Und siehe da: Frances steht im Türrahmen ihrer neuen Wohnung, presst ihre Arme nach aussen, gegen das Holz, minutenlang, bis sie einen Schritt nach vorne macht: Jetzt schweben die Arme links und rechts von ihr wie Flügel nach oben. Ein Schritt genügt, um zu Fliegen, wenndie Richtung stimmt. Nicht gegen die Wand.

 

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