Der italienische Ex-Regierungschef und rechtskräftig verurteilte Steuersünder Silvio Berlusconi erwägt einen Antrag auf Begnadigung. Nach seiner Überzeugung werde «früher oder später ein Antrag gestellt», sagte Berlusconis Anwalt Piero Longo am Mittwoch dem Radiosender Capital.
Ein weiterer Berlusconi-Anwalt, Franco Coppi, nannte einen Begnadigungsantrag bei Präsident Giorgio Napolitano «eine von mehreren Möglichkeiten». Sollte der frühere Ministerpräsident mit einem Antrag Erfolg haben, bliebe ihm Gemeinschaftsdienste und ein einjähriger Hausarrest erspart.
Laut Medienberichten steckt aber mehr dahinter. Die Zeitung «Il Fatto» legte Napolitano am Mittwoch den Spruch in den Mund: «Ich begnadige Dich, wenn Du Dich benimmst.» Damit ist gemeint, dass Berlusconi als Chef der Koalitionspartei PdL nicht länger mit einer Aufkündigung der fragilen Regierung droht und Italien zurück in die politische Krise stürzt.
Berlusconi war vor zwei Wochen letztinstanzlich wegen Steuerbetrugs zu einer auf ein Jahr reduzierten Haftstrafe verurteilt worden. Wegen seines hohen Alters könnte er diese zwar im Hausarrest absitzen, seine politische Karriere könnte aber zu Ende gehen. Derzeit sitzt Berlusconi noch im Senat.