Unter dem Druck der Schuldenkrise hat Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi eine Anhörung in einem Korruptionsprozess abgesagt. Ein Gericht in Mailand akzeptierte am Montag Berlusconis Entschuldigung, sich mit den Forderungen der Euro-Partner beschäftigen zu müssen.
Statt vor Gericht zu erscheinen, berief Berlusconi sein Kabinett für Montagabend zu einer ausserordentlichen Sitzung ein. Zuvor hatten die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy in Brüssel massiv Druck auf Berlusconi ausgeübt, bis zum nächsten EU-Gipfel am Mittwoch klare Perspektiven zum Abbau der Schulden Italiens aufzuzeigen.
Der Prozess, in dem es um eine mutmassliche Bezahlung für Falschaussagen geht, wurde auf den 28. November vertagt. Die Befragungen von Berlusconi und dessen ehemaligem Anwalt David Mills waren ursprünglich am Montag und Freitag dieser Woche geplant.
Berlusconi soll seinem ehemaligen britischen Anwalt für Falschaussagen in Prozessen in den 1990er Jahren 600’000 Dollar gezahlt haben. Mills war in dem Korruptionsfall bereits 2009 von einem Mailänder Gericht zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden.
Vier Verfahren
Das Kassationsgericht in Rom entschied jedoch 2010 auf Freispruch wegen Verjährung. Die Verjährungsfrist wurde für Berlusconi am Montag bis zur nächsten Anhörung ausgesetzt. Damit verjährt der Fall jetzt erst Mitte März 2012.
Der italienische Regierungschef muss sich ausser im Mills-Prozess noch in drei weiteren Verfahren vor der Justiz verantworten. Dazu zählt unter anderem der Prozess wegen angeblicher sexueller Beziehungen zu dem damals minderjährigen Callgirl „Ruby Rubacuori“.