Die Uni Bern wird ab August 2018 hundert zusätzliche Studienplätze in Humanmedizin anbieten. Das haben die Kantonsregierung und die Uni-Leitung beschlossen. Beide wollen so den Medizinalstandort Bern weiter stärken.
Die Uni Bern und die Berner Regierung möchten vom Impulsprogramm des Bundes für mehr Medizin-Abschlüsse an Schweizer Universitäten profitieren, wie sie am Freitag gemeinsam mitteilten.
Der Bundesrat beschloss Anfang Jahr für dieses Programm eine Anschubfinanzierung von 100 Millionen Franken. Er erhofft sich von dieser Massnahme im Kampf gegen den Ärztemangel, dass die Universitätskantone die Zahl der Abschlüsse in Humanmedizin von heute rund 900 auf 1300 im Jahr 2025 steigern.
Kanton Bern und Universität Bern wollen deshalb beim Bund einen Antrag auf Mitfinanzierung der Anfangsinvestitionen stellen. Universitätsleitung und Regierungsrat haben aber laut der Mitteilung entschieden, den Ausbau von heute rund 220 Berner Studienplätzen auf künftig 320 so oder so vorzunehmen.
Der Kanton Bern habe bereits zahlreiche Anstrengungen unternommen, um den Berner Medizinalstandort zu stärken, heisst es zur Begründung. Dies etwa mit dem Zusammenschluss des Inselspitals und der Berner Spitalgruppe «Spital Netz Bern» zur Insel-Gruppe, dem grössten Spital der Schweiz.
Der Ausbau der Medizinausbildung in Bern bilde nun einen «weiteren Mosaikstein» in diesem Konzept. Die medizinische Fakultät der Universität Bern wird auf diese Weise gemäss Berner Angaben zur grössten der Schweiz und Bern zum «führenden Medizinalstandort».
Mit den hundert neuen Ausbildungsplätzen will die Berner Regierung auch «der drohenden Verzettelung» der Medizinausbildung in der Schweiz entgegentreten. Sie findet auch, die Ausbildungskapazität werde am besten in den bestehenden Ausbildungsstätten erhöht.
Ausbildung in Ex-Spital
Kanton und Uni Bern rechnen durch den Ausbau der Studienplätze mit zusätzlichen Kosten von rund 20 Millionen Franken pro Jahr. Sie gehen davon aus, dass dieser Zusatzaufwand vollumfänglich im Rahmen des bestehenden Finanzierungsmodells gedeckt werden kann. Gemeint sind Beiträge des Kantons Bern, Bundesbeiträge sowie Beiträge von Kantonen, aus denen Studierende nach Bern kommen.
Ausbilden will die Uni Bern die hundert zusätzlichen Studierenden in einem Gebäude des seit Sommer 2015 geschlossenen Berner Zieglerspitals. Der Kanton Bern mietet dieses sogenannte Renferhaus von der Stadt Bern.
Pläne auch anderswo
Schon bevor der Bundesrat das Impulsprogramm zur Steigerung der Abschlüsse in Humanmedizin bekanntgab, hatten mehrere Universitätskantone ihr Interesse an den Bundesgeldern signalisiert.
So gab etwa die Freiburger Kantonsregierung im Herbst 2015 bekannt, die dortige Uni werde künftig einen Master-Studiengang anbieten. Das hat die Freiburger Kantonsregierung kürzlich bestätigt. Von 40 Studienplätzen ist die Rede
Auch St. Gallen denkt seit Längerem über einen «Medical Master» nach und hat im Mai dieses Jahres bekräftigt, ab 2020 rund 40 Ärzte pro Jahr ausbilden zu wollen. Dies in Zusammenarbeit mit Zürich. Auch aus Luzern und Lugano wurden solche Pläne bekannt.
Die Zürcher Regierung teilte Mitte Mai mit, sie prüfe vor dem Hintergrund der Bundes-Sonderfinanzierung eine Erhöhung der Studienplätze ab dem Jahr 2017/18.