Auch im Kanton Bern sollen künftig Mütter in Not bei einem Spital Neugeborene anonym in die Obhut anderer geben können. Das Berner Kantonsparlament hat der Regierung den Auftrag gegeben, zu diesem Zweck ein sogenanntes Babyfenster zu schaffen.
Das Kantonsparlament überwies am Dienstag mit 108 zu 22 Stimmen bei fünf Enthaltungen eine Motion von Grossrat Thomas Fuchs (SVP/Bern) mit dieser Forderung.
Das Argument der Befürworter eines Babyfensters lautete, für einmal müsse man mehr auf den Bauch als auf den Kopf hören.
Die Kantonsregierung hatte nämlich gegen die Überweisung des Vorstosses in der verbindlichen Form der Motion plädiert. Sie wollte ihn nur als unverbindlichen Prüfungsauftrag entgegennehmen.
Das Problem sei komplex und in Deutschland habe die Zahl der Kindstötungen trotz vieler Babyfenster nicht abgenommen, argumentierte die Regierung.
Motionär Thomas Fuchs sagte, ihm gehe es um eine einfache Lösung. Vor zehn Jahren hatte er schon im Berner Stadtparlament eine Babyklappe gefordert, war damals aber mit dieser Idee gescheitert.
300 Babyfenster in Europa
Laut der bernischen Regierung gibt es in Europa inzwischen etwa 300 Babyfenster. In der Schweiz wurde das erste im Jahr 2001 in Einsiedeln in Betrieb genommen. Seither wurden dort sieben Bébés abgegeben.
Am 28. Juni dieses Jahres eröffnete das Spital Davos das zweite Schweizer Babyfenster. Vor kurzem sprach sich das Walliser Kantonsparlament für ein Babyfenster aus.