In der Berner Innenstadt hat die Polizei am Mittwoch mit einem Grosseinsatz ein besetztes Haus geräumt. Dutzende von Polizisten standen im Einsatz. Während Stunden war der Verkehr in einem Teil des Stadtzentrums beeinträchtigt.
Während der rund siebenstündigen Aktion nahm die Polizei 19 Hausbesetzer für eine Personenkontrolle vorübergehend fest, wie sie bekanntgab. Eine der angehaltenen Personen erlitt eine Handverletzung, und fünf Polizisten mussten sich ärztlich untersuchen lassen. In zwei Fällen besteht Verdacht auf ein Hörtrauma.
Die Einsatzkräfte gingen aufgrund eines Strafantrags vor. Er lautete auf Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung. Zudem galt es laut der Polizei, dem Entscheid eines Zivilgerichtes Achtung zu verschaffen.
Feuerwerkskörper gegen Polizisten
Direkt nach dem Eindringen ins Gebäude wurden die Polizisten mit Feuerwerkskörpern angegriffen, wie die Polizei in der Mitteilung schreibt. Zudem warfen die Besetzer Farbe und andere Gegenstände auf die Beamten und schossen durch die Fenster Feuerwerk ins Freie, wie ein sda-Reporter vor Ort beobachtete.
Die Polizei antwortete mit Gummischrot, der von der Strasse aus auf die Fenster der besetzten Liegenschaft abgeschossen wurde. Es kam deshalb mehrmals zu einem heftigem Knall. Angesichts dieser Szenen sperrte die Polizei die Effingerstrasse, an der das Gebäude liegt, auf einer Strecke von rund hundert Metern ab.
Weder für den motorisierten Individualverkehr noch für den öffentlichen Verkehr war deshalb ein Durchkommen. Schliesslich gelang es der Polizei, in alle ihr zufolge «teilweise massiv verbarrikadierten Räumlichkeiten» einzudringen.
Gebäude gehört dem Bund
Das Gebäude gehört der Eidgenossenschaft, wie das Bundesamt für Bauten und Logistik (BLL) am Mittwoch Medienberichte bestätigte. Es hatte vergangenes Jahr die unteren Geschosse des mehrstöckigen Gebäudes saniert und wollte nun auch die oberen Stockwerke renovieren. Mit den Hausbesetzern habe das BLL das Gespräch gesucht, doch hätten die Besetzer nicht ausziehen wollen.
Die Besetzer wiederum warfen auf einer am Gebäude aufgehängten Fahne ihrerseits dem Bund Gesprächsverweigerung vor. Eine «Anarchistische Gruppe Bern» schrieb auf einem Facebook-Eintrag, rund 50 Menschen seien nach der Polizeiaktion wieder ohne Obdach, während gleichzeitig zahlreiche Wohnungen und Gebäude in Bern leer stünden.
Bis zu vierzig Personen zeigten während der Polizeiaktion auf der Strasse mit Parolen und Schildern ihre Solidarität mit den Besetzern.
Sachbeschädigung in der Länggasse
Am Abend versammelten sich Dutzende mehrheitlich jüngere Personen zu einem Umzug von der Schützenmatte in das Berner Länggasse-Quartier. Dort wurden unter anderem Fensterscheiben zertrümmert und Container auf die Strasse gekippt; nach Angaben der Polizei kam es zu massiven Sachschäden. Die Kantonspolizei habe den Umzug allerdings auf der Höhe Hallerstrasse stoppen und abdrängen können.