In einem der grössten ungelösten Kriminalfälle der Schweiz ist den Ermittlern womöglich der Durchbruch gelungen: 15 Jahre nach dem Vierfach-Mord im Berner Tearoom «Safari» ist in der Türkei ein Tatverdächtiger festgenommen worden.
Als türkischer Staatsangehöriger kann der 54-Jährige zwar nicht an die Schweiz ausgeliefert werden. Er wird sich aber in seinem Heimatland vor Gericht verantworten müssen. Die Kantonspolizei Bern bestätigte in einem Communiqué entsprechende Angaben der «SonntagsZeitung».
Mehrere Männer hielten sich am Montagabend des 27. Juli 1998 im Tearoom «Safari» unweit des Berner Bahnhofs auf. Gegen 22.30 Uhr kam es zu einem Schusswechsel. Der kurdische Wirt des Lokals, ein Schweizer und zwei Türken wurden dabei getötet. Die Täterschaft entkam unerkannt.
Waffen entdeckt
Die Fahndung verlief lange Jahre erfolglos, obwohl bis zu 30 Ermittler im Einsatz standen und der Fall mehrfach von der Fernsehsendung «Aktenzeichen XY» aufgegriffen wurde. Im Herbst 2000 sass ein Türke vorübergehend in Haft, doch der Tatverdacht gegen ihn bestätigte sich nicht.
Die Ermittler hatten schon einen Tag nach der Tat in Schlosswil, rund 16 Kilometer vom «Safari» entfernt, mehrere Waffen entdeckt. Darunter befand sich ein Sturmgewehr der Marke Kalaschnikov, das zweifelsfrei als eine der Tatwaffen identifiziert werden konnte.
Doch der Besitzer des Gewehrs konnte ins Ausland flüchten, wie die Kantonspolizei Bern an diesem Sonntag schreibt. Erst nach «schwierigen und intensiven Nachforschungen» sei der Mann jetzt lokalisiert worden.
Tatmotiv liegt im Dunkeln
Vom Prozess in der Türkei erhoffen sich Beobachter auch neue Erkenntnisse über das Tatmotiv. Bislang gingen die Ermittler offenbar davon aus, dass der Mordanschlag dem kurdischen Pächter des «Safari» galt.
Der Mann sei verschuldet gewesen, wurde seinerzeit spekuliert. Die Täterschaft habe Geld eintreiben wollen. Anderen Vermutungen zufolge könnte es auch um Schutzgelderpressung oder um Drogenhandel gegangen sein.
Zufällige Opfer der Schiesserei waren demnach drei weitere Anwesende im Lokal. Dabei handelte es sich um einen Schweizer Spielautomatenhändler und zwei türkische Serviceangestellte.
«Die Ermittlungen bezüglich allfälliger Mittäter dauern an», hielt die Kantonspolizei am Sonntag fest. Deshalb sei weiterhin eine Belohnung von bis zu 20’000 Franken für sachdienliche Hinweise ausgesetzt.