Berner wollen gegen Udinese die ersten Punkte

Die Young Boys stehen unter Zugzwang. Wenn sie heute im Heimspiel gegen Udinese keinen Sieg einfahren, steht praktisch schon fest, dass sie nicht in der Europa League überwintern werden.

Die Young Boys stehen unter Zugzwang. Wenn sie heute im Heimspiel gegen Udinese keinen Sieg einfahren, steht praktisch schon fest, dass sie nicht in der Europa League überwintern werden.

Die Young Boys stecken in einer Herbstdepression. In der Europa League ist das Punktekonto noch leer. Es stehen bereits sieben Gegentore zu Buche. Und in der Meisterschaft dümpelt man im Mittelfeld der Tabelle herum. Der Rückstand auf Leader GC beträgt stattliche 15 Punkte. Dass sie die statistisch beste Offensive der Super League stellen, dürfte für die Gelb-Schwarzen ein schwacher Trost sein. Aus den letzten sieben Pflichtspielen hat lediglich ein Sieg resultiert. Dabei hat man vor nicht allzu langer Zeit dem FC Basel den Kampf angesagt und einen Titelgewinn ins Visier genommen.

Die Medien beurteilen die jüngsten Entwicklungen bei YB nicht ohne kritische Anmerkungen. Von zahlreichen Baustellen auf und neben dem Rasen ist die Rede. Die „Berner Zeitung“ schrieb in ihrer Ausgabe von gestern Mittwoch: „Die Young Boys treiben relativ führungslos durch die stürmischen Wellen.“ Im „Blick“ hiess es unter der Schlagzeile „Das YB-Trauerspiel“, dass potente Geldgeber nicht mehr an die Wende zum Guten glauben würden.

Mittendrin steht Trainer Martin Rueda. Er, der auf der Kommando-Brücke den schillernden Christian Gross abgelöst hatte, konnte das YB-Flaggschiff noch nicht zurück auf Kurs bringen. Die Zweifel an seinem Coaching nehmen zu. „Natürlich spüre ich den Druck und die Unzufriedenheit im Umfeld des Vereins“, sagt Rueda, „aber es bleibt uns nichts anderes übrig, als weiterhin alles zu geben und vorwärts zu schauen. Wichtig ist, dass wir stabiler und konstanter werden.“ Er nahm damit Bezug auf die miserable erste Halbzeit vom letzten Sonntag bei der 2:3-Auswärtsniederlage gegen GC. Bis zur Pause hatte YB drei Treffer einkassieren müssen. Die Gelb-Schwarzen hatten phasenweise erschreckend wenig Widerstand geleistet.

Rueda meinte am Mittwoch, es sei gegen GC nicht alles schlecht gewesen, nur weil man verloren habe. Es habe ihn gefreut, dass sein Team noch während jener Partie eine Reaktion gezeigt habe. In der zweiten Hälfte seien klare Fortschritte zu erkennen gewesen. Aber auch Rueda ist sich bewusst, dass gewisse Mängel schleunigst behoben werden müssen. Probleme ortet er im mentalen Bereich: „Es kann nicht sein, dass wir uns durch ein unglückliches Gegentor wie das 0:1 am Sonntag derart verunsichern lassen. Nach diesem Schock waren wir eine Weile lang nicht mehr auf die Beine gekommen. Wir hatten komplett das Selbstvertrauen verloren. Dabei müssen wir, egal was passiert, immer an unsere Qualitäten glauben.“

Positives Denken sei gefragt. Er möchte seiner Mannschaft einimpfen, dass sie in jedem Spiel den Sieg anzustreben habe. Deshalb wolle er sich mit dem Szenario einer Niederlage gar nicht erst beschäftigen – auch nicht gegen Udinese, obwohl er seit der Auslosung sehr wohl wisse, wie schwierig diese Europa-League-Gruppe sei. „Es ist klar: Wenn wir gegen die Italiener punkten wollen, müssen wir uns auf Top-Niveau bewegen und ans Limit gehen.“ In den Duellen mit Udinese, dem FC Liverpool und Anschi Machatschkala (Russ) gelte es, die Haut so teuer wie möglich zu verkaufen. Niederlagen gegen solche Kaliber werden Rueda eher verziehen. Was aber, wenn YB am Sonntag zuhause gegen Luzern verliert? Kommt es dann zum nächsten grossen Knall im Stade de Suisse?

Auch bei Udinese Calcio ist in dieser Saison noch nicht alles im Lot. In der Serie A haben die Friauler nach acht Runden lediglich zwei Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz. Am Sonntag feierten sie einen eminent wichtigen 1:0-Heimerfolg gegen Aufsteiger Pescara. Bei Udinese könnte im Stade de Suisse vor allem Antonio di Natale für die offensiven Akzente sorgen, wenn er denn aufgestellt wird von Trainer Francesco Guidolin. Der Stürmer ist zweifellos der Star im Kader der Gäste. In diesem Sommer ist er mit Italiens Nationalmannschaft in den EM-Final eingezogen. Als einziger Spieler dieser Endrunde hat er den spanischen Weltklasse-Goalie Iker Casillas bezwingen können.

Di Natale ist bei Udinese eine lebende Legende. Er hält diesem Klub seit fast einem Jahrzehnt schon die Treue. 2010 und 2011 hatte er sich jeweils zum Torschützenkönig der Serie A gekrönt. In der laufenden Europa-League-Kampagne traf er sowohl beim Remis gegen Anschi (zum 1:1-Schlussresultat in der Nachspielzeit) als auch beim spektakulären 3:2-Auswärtssieg gegen den FC Liverpool.

Young Boys – Udinese. – Stade de Suisse, Bern. – Heute, 21.05 Uhr. – SR Turpin (Fr).

Die möglichen Aufstellungen. Young Boys: Wölfli; Sutter, Nef, Ojala, Raimondi; Veskovac, Farnerud; Zarate, Costanzo, Nuzzolo; Bobadilla.

Udinese: Brkic; Benatia, Danilo, Domizzi; Pereyra, Badu, Willians, Lazzari, Armero; Ranegie, Di Natale.

Bemerkungen: Young Boys ohne Bürki, Simpson und Spycher (alle verletzt). Udinese ohne Basta, Pasquale, Pinzi, Muriel (alle verletzt) und Maicosuel (nicht für die Europa League lizenziert).

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