Bernerin wird neue Einsiedlerin in Verena-Schlucht bei Solothurn

In die Einsiedelei St. Verena bei Solothurn kommt wieder Leben: Die 51-jährige Bernerin Schwester Benedikta zieht als Eremitin in die Verena-Schlucht ein. Der Bürgerrat Solothurn wählte die Schwester am Montagabend hinter verschlossenen Türen. Für den Job hatten sich 119 Personen aus ganz Europa beworben.

Schwester Benedikta vor der Kulisse von Solothurn (Bild: sda)

In die Einsiedelei St. Verena bei Solothurn kommt wieder Leben: Die 51-jährige Bernerin Schwester Benedikta zieht als Eremitin in die Verena-Schlucht ein. Der Bürgerrat Solothurn wählte die Schwester am Montagabend hinter verschlossenen Türen. Für den Job hatten sich 119 Personen aus ganz Europa beworben.

Der zwölfköpfige Bürgerrat habe Schwester Benedikta einstimmig bei einer Enthaltung gewählt, sagte Sergio Wyniger, Präsident der Bürgergemeinde Solothurn, am Montagabend an einer Medienkonferenz. Schwester Benedikta führe die Tradition der Einsiedelei von allen Bewerbenden am besten weiter. Sie verfüge über die notwendige Spiritualität.

Schwester Benedikta – ziviler Name: Franziska Sigel – wuchs in der Region Bern auf. Sie wohnt derzeit in Tersnaus im Kanton Graubünden. Sie führte in Bern fast 20 Jahre lang ein Offenes Haus für Kinder und Schüler in schwierigen Lebenssituationen.

Die ausgebildete Kleinkindererzieherin führt seit 2011 ein eremitisches Leben. Sie lebe zurückgezogen und bescheiden und bete am Tag mehrmals, sagte die etwas scheu wirkende Schwester Benedikta an der Medienkonferenz. Sie singe auch.

Sie wolle jedoch wieder mehr für die Menschen da sein, deshalb habe sie sich für die Einsiedelei beworben. «Ich freue mich auf die Begegnungen mit den Menschen», sagte sie.

Schwester Benedikta hat vier erwachsene Kinder und ist geschieden. Sie wird bereits ab Juli in der Verena-Schlucht in einem Häuschen leben, das an einen Felsen angebaut ist. Zu den Aufgaben gehört die Pflege des Gartens, der Kontakt zu den Besuchern und die Betreuung der beiden Kapellen St. Martin und St. Verena.

Die Bürgergemeinde hatte per Inserat eine Einsiedlerin oder einen Einsiedler gesucht. Es solle eine «offene und kommunikative Person» sein, hiess es.

Das Inserat für den ungewöhnlichen Job, der mit 2000 Franken pro Monat entschädigt wird, hatte auch in ausländischen Medien Aufsehen erregt. Bei der Bürgergemeinde Solothurn gingen daher 119 Bewerbungen ein – die Mehrheit stammte aus dem Ausland. Sechs mögliche Einsiedler wurden schliesslich zu einem Gespräch eingeladen.

Im März hatte die bisherige Eremitin, die 68-jährige Verena Dubacher, die Verena-Schlucht aus gesundheitlichen Gründen verlassen. Ihr war der Rummel der Besucher zu viel. Sie war als erste Frau 2009 als Einsiedlerin ausgewählt worden. Der Vorgänger hatte ein Vierteljahrhundert in der Verena-Schlucht gelebt.

Einsiedelei mit Restaurant

Die Einsiedelei St. Verena in Rüttenen gehört zu den touristischen Attraktionen der Stadt Solothurn. Es gibt auch ein kleines Restaurant – und die Einsiedelei lässt sich von Rüttenen aus bequem mit dem Auto erreichen.

Die Verena-Schlucht ist ein Kulturgut von nationaler Bedeutung und steht unter Denkmalschutz. Durch die Verena-Schlucht führt ein lauschiger Sparzierweg inmitten von Bäumen und entlang eines Baches. Die Schlucht ist ein kantonales Naturschutzgebiet.

Die Geschichte der Einsiedelei reicht zurück ins Jahr 300. Aus dem Jahr 1442 datiert eine erste Notiz über einen Waldbruder, der in der Einsiedelei lebte.

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