Berset verspricht mehr Geld für Schweizer Film

Die Einwanderungsinitiative der SVP geht auch auf Kosten des Schweizer Filmschaffens. Bundesrat Alain Berset stellt am Filmfestival in Locarno Hilfe in Aussicht. Sind Sie im letzten Jahr 1,7 mal im Kino gewesen? Dann liegen Sie im Durchschnitt. Sie haben vielleicht «The Hobbit» ganz gesehen und haben «The Hunger Games» nach der Hälfte verlassen.  Sie gehören […]

Überbringen frohe Kunde: Ivo Kummer, Leiter Sektion Film BAK, Bundesrat Alain Berset und BAK-Direktorin Isabelle Chassot.

Die Einwanderungsinitiative der SVP geht auch auf Kosten des Schweizer Filmschaffens. Bundesrat Alain Berset stellt am Filmfestival in Locarno Hilfe in Aussicht.

Sind Sie im letzten Jahr 1,7 mal im Kino gewesen? Dann liegen Sie im Durchschnitt. Sie haben vielleicht «The Hobbit» ganz gesehen und haben «The Hunger Games» nach der Hälfte verlassen.  Sie gehören dann zu den 13,7 Millionen Besuchern, unter denen dieser Durchschnitt ermittelt wird.

Sie gehören vielleicht aber auch zu den Menschen, die die Kultur in unserem Land unterstützen, und haben «Achtung, Fertig, WK!» besucht – den einzigen Schweizer Film, der 2013 unter den Top-Ten der in der Schweiz gesehenen Filme auftaucht. Alle anderen Produktionen der Top-Ten-Seller sind aus den USA (bis auf zwei deutsche). 

Mehr für die Kultur – Mehr für den Film

Isabelle Chassot, die als BAK-Direktorin neu die Verantwortung trägt und damit auch für die eidgenössische Filmförderung, ist dennoch guter Dinge. Ebenfalls für den Ausbau der Filmförderung plädiert Bundesrat Alain Berset: Wie er an der Pressekonferenz in Locarno berichtete, will der Bund seine Kulturausgaben 2016–2019 jährlich um 3,4% erhöhen. Die Mittel sollen den Austausch zwischen den Sprachregionen fördern und einen möglichst breiten Zugang zur Kultur anstreben.

Isabelle Chassot betont, dass man nicht nur daran arbeite, die Produktion von Filmen, sondern auch deren Verbreitung qualitativ zu fördern. Das Filmschaffen wird, wie Ivo Kummer, Leiter Sektion Film, berichtete, im Programm «Film Standort Schweiz – 2016–19» jährlich mit 6 Mio Franken zusätzlich bezuschusst.

Sehr rasch mussten die Verantwortlichen auch auf die Aufkündung der EU-Zusammenarbeit reagieren: Das MEDIA-Programm, das die EU kündigte, reisst eine grosse Lücke in die Filmförderung der Schweiz. Auch wenn ein Wiedereinstieg in das europäische MEDIA-Programm vom Bundesrat angestrebt wird, mussten aktuell dennoch andere Mittel beschafft werden, um Schweizer Produktionen zu fördern. Das ist, laut Ivo Kummer, gelungen – mit Ausnahmen. Insbesondere die Präsenz des Schweizer Films in den europäischen Ländern ist durch die Kündigung des MEDIA-Abkommens mit der EU in Frage gestellt.  

Langfristige Planung ist optimistisch – aber auf welchen Grundlagen?

Der Bund will den Schweizer Film künftig nicht nur in der Herstellung fördern, sondern auch in der Distribution, die zunehmend Sorgen macht. Die Kinos zeigen immer mehr Filme, mit immer kürzeren Laufzeiten. Dagegen zeigen die Festivals immer mehr Filme, die es gar nicht ins Kino schaffen.

Die Pay-TV-Stationen produzieren immer häufiger Klein-Serien, die nach Bedarf ausgebaut werden können. Der Absatz von Online-Anbietern bringt die Verkäufer von physischen Produkten (DVD etc.) in immer grössere Nöte. Und die Entwicklung ist unübersichtlich, da sie vor allem vom amerikanischen Markt geprägt wird.

Immerhin gibt der durchschnittliche Schweizer Haushalt bei kulturellen Angeboten am meisten für audiovisuelle Inhalte aus: Die 64.04 Fr. pro Monat fliessen aber mehrheitlich nicht in die Kultur, sondern in die Medien (sprich Internetgebühren). 

In Basel gibt es Neues erst im Herbst

In absoluten Zahlen Zürich gibt schweizweit am meisten für Kultur aus, Basel dagegen pro Kopf. Dass andere Kantone weniger leisten, aber mehr in Anspruch nehmen, ist logisch: Baselland gibt pro Kopf 196 Franken und Basel-Stadt 914 Franken pro Jahr für Kultur aus. Dass sich die Filmförderung beider Basel in Bewegung befindet, betont auch Philippe Bischoff vom Basler Präsidialamt. Spätestens im Herbst wird man wohl mehr wissen…

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Lesen Sie mehr zur Kulturbotschaft 2016-2019, zur Kulturstatistik der Schweiz und zur Filmförderung des Bundes.  

 

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