Berset wünscht sich bessere Wahrnehmung der «Kulturnation Schweiz»

Bundesrat Alain Berset hat in Locarno ehrgeizige Ziele für die künftige Schweizer Kulturpolitik formuliert. Er wünscht sich eine Gesamtschau und «Anworten aus gesamtschweizerischer Perspektive».

Alain Berset: Die Schweiz soll als Kulturnation wahrgenommen werden (Bild: sda)

Bundesrat Alain Berset hat in Locarno ehrgeizige Ziele für die künftige Schweizer Kulturpolitik formuliert. Er wünscht sich eine Gesamtschau und «Anworten aus gesamtschweizerischer Perspektive».

Dies sei nötig, weil die Schweiz trotz internationaler Erfolge einzelner Kulturschaffender noch immer nicht als Kulturnation wahrgenommen werde, sagte Berset am Donnerstag vor den Medien. Die «Gesamtschau», die der Kulturminister anstrebt, soll in die neue Kulturbotschaft einfliessen, die nach 2015 gültig sein wird.

Um Zentralisierung ginge es ihm keineswegs, betonte Berset. Ziel sei eine bessere nationale Koordination. Ausserdem soll die neue Kulturbotschaft inhaltliche Fragen in den Vordergrund rücken. Bisher habe sich die Schweizer Kulturpolitik zu stark um die Frage gedreht, wer wieviel Geld erhält, konstatierte der Bundesrat.

Mit dem erfolgten Wechsel an der Spitze der Kulturstiftung Pro Helvetia und dem anstehenden Amtsantritt von Isabelle Chassot als Leiterin des Bundesamtes für Kultur (BAK) sei jetzt der richtige Moment für eine Kurskorrektur – «um die Schweiz ehrgeiziger als bisher zu positionieren», wie Berset sagte.

Gute Drehbücher noch immer Mangelware

Als Beispiel für eine bessere Koordination kulturpolitischer Massnahmen nannte Berset eine künftig geplante Zusammenarbeit der BAK-Sektion Film mit der SRG zur Förderung des Drehbuchs. Dass es an guten Drehbüchern mangelt, wird schon lange als Problem des Schweizer Films beschrieben.

Bisherige Anstrengungen fruchteten offenbar erst ansatzweise. BAK-Filmchef Ivo Kummer sprach am Mittwoch gar von «Aufbauarbeit», die zu leisten sei.

Bekanntgebeben wurde zudem eine Revision der Filmverordnung, die Koproduktionsbedingungen mit dem Ausland vereinfacht – allerdings nicht so weit, wie sich dies die Filmbranche nach Aussagen eines ihrer Vertreter in Locarno wohl erhofft hätte.

Neuerungen betreffen schliesslich den Schweizer Filmpreis, der ab 2014 auch für den besten Schnitt vergeben wird. Einen Quartz für den besten Animationsfilm gibt es künftig jedes Jahr.

«L’Expérience Blocher» kein Einzelfall

Auf Nachfrage hin äusserte sich Kummer auch kurz zur Debatte um die öffentliche Finanzierung des Filmes «L’Expérience Blocher». Das Werk von Jean-Stéphane Bron habe die üblichen Kriterien für eine Förderung erfüllt, betonte der BAK-Filmchef. Ausserdem sei es keineswegs der erste Film über einen Schweizer Politiker.

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