Knapp zwölf Jahre nach dem Concorde-Absturz bei Paris hat am Donnerstag ein neuer Prozess um die Schuldfrage begonnen. Ein Berufungsgericht in Versailles soll endgültig klären, wer die Verantwortung für das folgenschwere Flugzeugunglück trägt.
Bei dem Absturz des Überschalljets am 25. Juli 2000 waren 113 Menschen ums Leben gekommen. Das Unglück setzte ausserdem dem Einsatz der Concorde, die in nur dreieinhalb Stunden von Europa nach New York flog, ein jähes Ende. 2003 wurden die „Donnervögel“ aus dem Betrieb genommen.
In dem ersten Verfahren hatte ein Gericht am 6. Dezember 2010 der US-Fluggesellschaft Continental Airlines und einem ihrer Mitarbeiter die Schuld zugeschrieben. Die Richter folgten der These, dass die Concorde beim Start über eine Titan-Lamelle gerollt war, die von einer Continental-Maschine abgefallen war.
Dabei platzte nach Einschätzung von Flugunfallermittlern ein Reifen der Concorde, Gummiteile durchschlugen einen Tank und der ausströmende Treibstoff ging in Flammen auf. Der Continental-Mitarbeiter, der die Titan-Lamelle angebracht hatte, wurde in erster Instanz wegen fahrlässiger Tötung zu 15 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.
Schadenersatzforderung an Continental
Continental Airlines soll eine Geldstrafe in Höhe von 200’000 Euro sowie eine Million Euro Schadenersatz an Air France zahlen. Der französischen Gesellschaft gehörte das Flugzeug.
US-Konkurrent Continental ist hingegen weiter der Auffassung, dass die Concorde bereits brannte, bevor sie über das Metallteil fuhr. Anwalt Olivier Metzner kündigte am Donnerstag in Versailles an, zahlreiche neue Zeugen für diese These zu haben.
Alle anderen Angeklagten wurden damals freigesprochen, darunter auch drei ehemalige Mitarbeiter der französischen Luftfahrtbehörde DGAC und des Concorde-Herstellers Aérospatiale. Ihnen war vorgeworfen worden, nicht vor möglichen Risiken des von Air France betriebenen Flugzeugs gewarnt zu haben.
Im Berufungsprozess könnten sie nun doch verurteilt werden. Der Prozess dauert voraussichtlich bis am 9. Mai.