Berufungsverfahren gegen Anführer der Roten Khmer begonnen

Vor einem kambodschanischen Sondertribunal haben die Berufungsanhörungen von zwei noch lebenden Anführern der Roten Khmer begonnen. Gegen die lebenslangen Haftstrafen hatten die beiden höchsten noch lebenden Anführer der Roten Khmer Berufung eingelegt.

Kambodschas früherer Staatschef Khieu Samphan bei der Eröffnung des Berufungsverfahrens. Er war in erster Instanz wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslanger Haft verurteilt worden. (Bild: sda)

Vor einem kambodschanischen Sondertribunal haben die Berufungsanhörungen von zwei noch lebenden Anführern der Roten Khmer begonnen. Gegen die lebenslangen Haftstrafen hatten die beiden höchsten noch lebenden Anführer der Roten Khmer Berufung eingelegt.

Der 88 Jahre alte «Bruder Nummer Zwei» Nuon Chea und der 83 Jahre alte ehemalige Staatschef Khieu Samphan waren im vergangenen Jahr unter anderem wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden.

Das von der UNO unterstützte Sondertribunal will in den kommenden zwei Wochen drei von der Verteidigung Nuon Cheas aufgebotene Zeugen hören. Nuon Chea und Khieu Samphan waren beim Auftakt der Anhörungen vor rund 300 Zuschauern anwesend. Laut Gerichtsunterlagen werden die Urteile in dem Berufungsverfahren im ersten Quartal des kommenden Jahres erwartet.

Die Urteile vom August vergangenen Jahres, 35 Jahre nach dem Ende ihrer Schreckensherrschaft der Roten Khmer, waren die ersten gegen Khmer-Anführer. Ihnen wird vorgeworfen, zur Zeit der «Killing Fields» von 1975 bis 1979 für den Tod von bis zu zwei Millionen Menschen verantwortlich gewesen zu sein. Die beiden Angeklagten hatten im Prozess stets erklärt, von den Verbrechen der Führung nichts gewusst zu haben.

Ein Viertel der Bevölkerung getötet

Die Staatsanwaltschaft des Sondertribunals hatte ihnen Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord vorgeworfen. In dem Urteil wurden sie wegen «Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Auslöschung, politische Verfolgung und andere unmenschliche Taten» schuldig gesprochen.

Unter der Herrschaft der Roten Khmer, angeführt von dem 1998 verstorbenen «Bruder Nummer Eins» Pol Pot, kam fast ein Viertel der Gesamtbevölkerung Kambodschas ums Leben. Die Menschen starben an den Folgen von Zwangsarbeit und Hungersnöten, wurden zu Tode gefoltert oder hingerichtet. Unter der Schreckensherrschaft litt praktisch jede Familie.

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