Mönchengladbach ist auf der Überholspur, ohne dabei das Gefühl für Raum und Zeit zu verlieren. Im Champions-League-Playoff gegen YB will der Bundesligist seine gute Linienwahl abermals bestätigen.
In seine Infrastruktur investiert Borussia Mönchengladbach permanent. Der grosszügig angelegte Campus für die Talente steht schon länger. Im und ausserhalb des 2004 eröffneten Stadions nehmen die Verantwortlichen fortlaufend bauliche Optimierungen vor. Der neue Biergarten für die konsumfreudigen Anhänger ist fertiggestellt, das vereinseigene Vier-Sterne-Hotel vis-à-vis soll bis 2018 bezugsbereit sein.
Ein Drittel der 28 Millionen teuren, sechsstöckigen Anlage mit einem integrierten medizinischen Zentrum, Appartements für Nachwuchsspieler und einem Museum-Trakt berappt die Borussia selber. Die Weiterentwicklung in allen Bereichen gehört zur Vorwärtsstrategie, ihr Erfolg soll nicht primär von den Ergebnissen auf dem Rasen abhängig sein; Gladbach baut sich ein Fundament für die Zukunft.
Geschäftsführer Stephan Schippers lenkt die Organisation seit über 17 Jahren. Während seiner Amtszeit hat sich der Umsatz verzehnfacht – bei 160 Millionen Euro ist Mönchengladbach inzwischen angelangt. Ein Ende des finanziellen Aufschwungs ist nicht in Sicht. Schippers ortet in der Vermarktung und werbestrategischen Positionierung ausserhalb der deutschen Grenzen nach wie vor viel Marge.
Schuldenfrei und stolz
Max Eberl, seit 2008 Sportdirektor und einst fast zeitgleich mit Schippers in den Klub eingetreten, ist stolz auf die markanten Fortschritte: «Das hat uns keiner geschenkt, das haben wir uns in den letzten Jahren hart erarbeitet.» Sie hätten vom blühenden TV-Markt profitiert, von den satten Erträgen der letztjährigen Champions-League-Premiere, von Transfergeldern: «Sport und Finanzen hängen eng zusammen.»
Das erhebliche Budgetwachstum stuft Macher Eberl als gesund ein: «Es ist mit den sportlichen Erfolgen gewachsen.» Fünf Jahre nach den letzten Turbulenzen ist die Situation inzwischen so stabil, dass Eberl die Rekordtransfersumme für Granit Xhaka (zu Arsenal) nahezu 1:1 wieder in die Mannschaft investieren kann.
«Ich muss nicht 50 Prozent abgeben, um irgendwelche Schulden der Vergangenheit abzutragen. Das ist ein grossartiges Gefühl für mich als Sportdirektor», sagt Eberl beim Treffen mit der Nachrichtenagentur sda. Und doch ist auch dem «Erfolgsmanager» («kicker») die nicht unendliche Reichweite bewusst: «Gladbach ist ein grosser Verein, aber monetär und tabellarisch im Vergleich zur deutschen Spitze kein Riese.»
Im Sinn haben die smarten Köpfe am Niederrhein nach einem geradezu märchenhaften Aufstieg – im Mai 2011 drohte die Relegation – eine Konsolidierung auf hohem Niveau. «Es ist uns gelungen, die Extreme einzuschränken, eine gewisse Ausgewogenheit hinzubekommen», stellt Eberl fest. «Heute sehe ich eine Borussia, die auf ihrem Toplevel immer um die Plätze in Europa mitspielen kann, wenn die mit den grossen Budgets ausgestatteten Vereine schwächeln.»