Ein iranischer Musiker ist nach Angaben der Kölner Philharmonie durch lautstarke Missfallensbekundungen zum Abbruch eines Konzertstücks gezwungen worden. «Sprich Deutsch!», riefen Zuhörer dem Cembalisten Mahan Esfahani zu.
Der Geschäftsführer des Konzertveranstalters Concerto Köln, Jochen Schäfsmeier, sagte am Mittwoch, er habe so etwas in seiner Laufbahn noch nie erlebt. In den sozialen Netzwerken rief der Vorfall ein starkes Echo hervor. Es wurde vor allem die Frage diskutiert, ob die Pöbelei im Konzertsaal Ausdruck einer neuen Fremdenfeindlichkeit sei.
Esfahani will dennoch bald nach Köln zurückkommen. «Klar», sagte der in Grossbritannien lebende Cembalist dem «Kölner Stadt-Anzeiger». «Im April bin ich für Aufnahmen beim Deutschlandfunk in der Stadt.» Und im März nächsten Jahres werde er in der Philharmonie jenes Stück noch einmal spielen, das er dort nun habe abbrechen müssen. Das bestätigte auch die Philharmonie.
Esfahani hatte mit dem Stück von Steve Reich aus den 60er Jahren aufgehört, nachdem viele der 1800 Zuhörer mittendrin geklatscht oder auch gelacht und dazwischengerufen hatten. «Wovor haben Sie Angst?», fragte er das Publikum auf Englisch. Darauf erntete er Zurufe wie: «Sprich Deutsch!»
In den sozialen Netzwerken wurde der Vorfall intensiv diskutiert. Dabei ging es vor allem um die Frage, ob die Pöbelei im Konzertsaal Ausdruck einer neuen Fremdenfeindlichkeit sei. Esfahani selbst brachte die aufgebrachten Reaktionen in einer Stellungnahme für die Klassik-Website Slipped Disc nicht mit Rassismus in Verbindung. Nachvollziehen kann er den Ärger allerdings nicht: Die Komposition von Reich sei nun wirklich keine Avantgarde, sagte er dem «Kölner Stadt-Anzeiger».
Einer entschuldigte sich für alle
Philharmonie-Sprecher Sebastian Loelgen sagte, die anderen, mehrheitlich klassischen Stücke seien sehr gut angekommen, am Ende habe Esfahani sogar Zugaben gegeben. Man dürfe auch nicht vergessen, dass das Konzert am Sonntagnachmittag gewesen sei – da erwarte ein überwiegend älteres Publikum eher Klassisches und Leichtes. Eine gewisse «Verrohung» sei aber ohne Zweifel zu konstatieren.
Esfahani setzte das Konzert mit den anderen angekündigten Stücken fort. Am Ende ging ein Konzertgast nach vorne, liess sich ein Mikrofon geben und entschuldigte sich auf Englisch für das Verhalten des Publikums. Dafür habe er starken Beifall erhalten, sagte Schäfsmeier. Kurioserweise hätten einige ältere Konzertbesucher, die selbst zu den Störern gehört hätten, dabei ebenfalls geklatscht.