Die türkische Justiz geht weiter scharf gegen Kritiker von Staatschef Recep Tayyip Erdogan vor. Ein Gericht im zentralanatolischen Konya verurteilte am Freitag einen Schüler wegen «Beleidigung des Präsidenten» zu elf Monaten Gefängnis.
Die Strafe wurde wegen des guten Betragens des Angeklagten während des Prozesses für die Dauer von drei Jahren auf Bewährung ausgesetzt, wie die Nachrichtenagentur Dogan meldete.
Im Dezember 2014 hatte der damals 16-Jährige in Konya während einer öffentlichen Veranstaltung eine Rede gehalten, in der er Berichten zufolge Erdogan und dessen islamisch-konservative Partei AKP der Korruption bezichtigte. Er wurde anschliessend aus dem Schulunterricht heraus verhaftet und war zwei Tage lang inhaftiert.
Nach der Urteilsverkündung sagte der Schüler, er werde im Geiste des Gründers der türkischen Republik, Mustafa Kemal Atatürk, weiter politisch aktiv sein. Der Fall entfachte eine landesweite Diskussion über die Einschränkung der Rede- und Meinungsfreiheit unter Erdogan.