Unter den Tränen der Hinterbliebenen sind am Dienstag die Opfer des Busunglücks in Süditalien beigesetzt worden. In der Ortschaft Pozzuoli, aus der die meisten der 38 Toten stammten, nahmen in der örtlichen Sporthalle tausende Trauernde Abschied von ihren verunglückten Verwandten und Freunden.
Während der landesweiten Staatstrauer hingen Flaggen an öffentlichen Gebäuden auf Halbmast, Geschäfte blieben für einige Stunden geschlossen.
Grund für die Trauer ist einer der schwersten Busunfälle des vergangenen Jahrzehnts in Europa: Am Sonntag hatte der Reisebus mit 48 Passagieren auf einer Brückenstrasse nahe Avellino mehrere Autos gerammt, bevor er 30 Meter in die Tiefe stürzte. Zehn Insassen wurden verletzt, alle anderen starben, darunter auch der Fahrer.
Medienberichten zufolge haben einige der verletzten Kinder durch den Unfall wahrscheinlich beide Eltern verloren. Die Reisegruppe war auf dem Rückweg von einer Pilgerfahrt nach Pietrelcina.
Ohnmacht und Trauer
Während der Beisetzung im Badeort Pozzuoli, bei der am Morgen alle Namen der Opfer verlesen wurden, sassen die Angehörigen vor den aufgebahrten Särgen. Einige Eltern schrien sich ihren Schmerz von der Seele und klammerten sich an die blumengeschmückten Särge, als diese aus der Halle getragen wurden.
Mehrere Gäste erlitten Schwächeanfälle bei der Trauerzeremonie, der auch Ministerpräsident Enrico Letta und mehrere Mitglieder des italienischen Kabinetts beiwohnten. Hunderte weitere verfolgten die bewegende Zeremonie von aussen auf einem Grossbildschirm.
Bischof Gennaro Pascarella rang angesichts des Ausmasses des Unglücks um die richtigen Worte. «Schon das geringste Wort kann banal erscheinen, unangebracht oder zu förmlich», sagte er in seiner Traueransprache.
Bürgermeister Vincenzo Figliolia sprach von einer «Tragödie, die mein Herz zerreisst». Bevor Letta abreiste, schloss er das aufgewühlte Stadtoberhaupt in die Arme. «Ein trauriger Moment für Italien», sagte der Regierungschef.
Suche nach der Ursache
In die Trauer mischte sich auch hilflose Wut. «Wir wollen wissen, was passiert ist», forderte ein anderer Bewohner von Pozzuoli. «Es ist ja nicht das erste Mal, dass an dieser Stelle ein Unfall passiert.» Auf dem gefährlichen Streckenabschnitt zwischen Bari und Neapel geht es bergab, die Strasse ist von mehreren Schildern zur Geschwindigkeitsbegrenzung gesäumt.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung und will neben einem möglichen Verschulden des Fahrers auch den Zustand des Busses sowie der Seitenplanke der Brückenstrasse unter die Lupe nehmen.