Beyond: Two Souls – Spielkritik

Wenn zwei Top-Schauspieler wie Ellen Page und Willem Dafoe einem Spiel ihre Gesichter leihen, lässt das auch ausserhalb der Spielewelt aufhorchen. Das neue Spiel aus dem Hause Quantic Dream soll eine einzigartige Spielerfahrung bieten, ja gar die Videospielwelt revolutionieren. Ob das auch wirklich geklappt hat- ich verrate es im grossen Test… Spätestens seit Heavy Rain […]

Man beachte die Hauttexturen- sensationell!

Wenn zwei Top-Schauspieler wie Ellen Page und Willem Dafoe einem Spiel ihre Gesichter leihen, lässt das auch ausserhalb der Spielewelt aufhorchen. Das neue Spiel aus dem Hause Quantic Dream soll eine einzigartige Spielerfahrung bieten, ja gar die Videospielwelt revolutionieren. Ob das auch wirklich geklappt hat- ich verrate es im grossen Test…

Spätestens seit Heavy Rain ist David Cage eine Grösse in der Videospielwelt. Cage hat den Anspruch, das Medium Videospiel über seine Grenzen zu führen. Er will Spielern eine neuartige Verschmelzung von Erzählung und steuerbarer Spielerfahrung bieten. In seiner Vision gibt es keine „Spiele“ mehr, sondern erleb- und manipulierbare Geschichten.

Heavy Rain war ein tolles audiovisuelles Erlebnis. Die Qualität der Animationen und Texturen war hervorragend. Auch die Geschichte rund um den Origami-Killer vermochte zu überzeugen. Das Spiel ermöglichte eine Vielzahl möglicher Enden und lohnte schon allein deswegen ein mehrfaches Durchspielen. Allerdings lag ihm eine grundlegende Schwäche zugrunde: Trotz der Vielzahl von Handlungsverläufen fühlte sich der Spieler stets eingeengt.

Mit BEYOND: TWO SOULS will Cage nun die Annäherung von Film und Spiel weiter führen. Willem Dafoe und Ellen Page zwei Weltstars leihen den Hauptfiguren ihr Gesicht leihen.

Ellen Paige ist Jodie Holmes. Ein kleines Mädchen, das über übernatürliche Kräfte verfügt. Es wird von einem übersinnlichen Wesen namens Aiden begleitet. Dieses unsichtbare Wesen kann auf die reale Welt einwirken. Schon bald werden die Behörden auf Jodie aufmerksam. Ein Wissenschaftler namens Nathan Dawkins (Willem Dafoe) untersucht Jodie und nimmt sie unter seine Fittiche. Sie wird CIA Agentin. Doch der Geheimdienst missbraucht sie und Jodie flieht. Aufgrund ihrer Fähigkeiten ist sie jedoch auch von anderen Parteien höchst begehrt, die weit finsterere Absichten verfolgen…

Die Handlung im Spiel (nennen wir es der Einfachheit halber dennoch so- wohl zum Missfallen von den Machern) verläuft nonlinear. Die Zeitsprünge variieren von Jodie’s Jugend und ersten Tests zur Jetzt-Zeit. Diese Technik ist zwar in Film und Fernsehen bestens bekannt, hier verlangt sie Eingewöhnung. Überhaupt liegt der Schwachpunkt des Spiels darin, dass es einem Freiheit nur vorgaukelt. Es nimmt einen bei der Hand und lässt einen genau dann Dinge tun, wenn das vom „Drehbuch“ vorgesehen ist.

Diese Limitierung ist es denn auch, die ich als Kritikpunkt anbringe. Hintergrund der Einschränkungen sind technische Aspekte. Es ist mit der aktuellen Hardware schlicht unmöglich, ein Spiel dieser Grafikdimension offen zu gestalten. Das muss man akzeptieren. Frustrierend ist es aber trotzdem, wenn man dazu verdammt ist, an einem ziemlich engen Ort herumzuirren, bis man den Punkt findet, der die Geschichte weitertriebt.

Entschädigt wird man dafür mit der Grafik. Die Spielfiguren und Landschaften sind von fantastischer Qualität. Das Niveau der Texturen darf schon fast fotorealistisch genannt werden. In Close-Ups sind einzelne Poren auf Jodies Haut sichtbar. Und auch die Animationen sind durchs Band gut. Ebenso fantastisch sind die Spezialeffekte rund um die übernatürlichen Wesen und Ereignisse der Infrawelt. Bisweilen wähnt man sich tatsächlich in einem big budget Hollywood Streifen.

Auch die Soundeffekte sind von kinoreifer Qualität und für die Musik zeichnet teilweise Hollywood-Komponist und –Legende Hans Zimmer verantwortlich. In Sachen Präsentation muss man weit suchen, bis ein Spiel BEYOND: TWO SOULS das Wasser reichen kann.

Schwer ist BEYOND: TWO SOULS nicht. Hat man sich einmal an die Grundsteuerungselemente gewohnt, beschränkt sich das Spiel darauf, einem allenfalls schnell gedrückte Tastenkombinationen abzuverlangen.  Ab und an muss rudimentär geschlichen oder gekämpft werden- hier unterstützen Zeitlupenmomente den Spieler bei geforderten schnellen Reaktionen.

Wirklich vorwerfen kann man den Machern den fehlenden Spielcharakter nicht. Sie erklären ja stets, sie wollen erzählen, nicht spielen. Und so muss man BEYOND: TWO SOULS wohl einfach als moderne Variante von Dragon’s Lair sehen. Allerdings würde ich empfehlen, statt David Cage einen guten Drehbuchautoren zu engagieren. Könnte denen mal jemand die Telefonnummer von Paul Thomas Anderson  oder Christopher Nolan schicken?

Für die tolle Präsentation und ehrenswerte Ambitionen gibt’s aber trotzdem grosszügige 7 von 10 Punkten

Titel: Beyond: Two Souls

Spieler: 1

PEGI: Ab 18 Jahren

Plattform: PS3

Preis: ca. 79 Franken

Das Cover

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