Biel-Trainer Kevin Schläpfer entlassen

Der EHC Biel trennt sich per sofort von Trainer Kevin Schläpfer. Die Seeländer haben nach gutem Start neun der letzten zehn Spiele verloren.

Kevin Schläpfer wurde in Biel entmachtet (Bild: sda)

Der EHC Biel trennt sich per sofort von Trainer Kevin Schläpfer. Die Seeländer haben nach gutem Start neun der letzten zehn Spiele verloren.

as Coaching des aktuellen NLA-Neunten wird interimistisch von Nachwuchs-Cheftrainer Mike NcNamara (67) übernommen. McNamara wirkte in der NLA in der Saison 2010/2011 (in Lugano) letztmals als Headcoach; auch damals im Tessin sprang er interimistisch ein.

Seit gut zwei Jahren ist der Amerikaner Trainer der Novizen-Junioren von Biel. NcNamara wird vom bisherigen Assistenten Dino Stecher unterstützt. Der Vertrag von Schläpfer, der bei Biel 2006 als Sportchef begonnen hatte, läuft noch bis 2018.

Biel trennte sich damit von einer eigenen Kultfigur. Schläpfer war nach der unentlassbaren HCD-Ikone Arno Del Curto der klar dienstälteste und renommierteste Schweizer NLA-Coach der letzten Jahre.

Schläpfer führte das Underdog-Team von Biel als Sportchef in die NLA (2008) und als Trainer unter anderem zu drei Playoff-Teilnahmen (2012, 2013 und 2015). Und dies, obschon die Bieler vom Budget her ans Tabellenende gehörten. Bei der letzten Playoff-Teilnahme 2015 musste sich Biel in den Viertelfinals gar erst nach sieben Spielen dem damaligen Qualifikationssieger ZSC Lions geschlagen geben.

Schläpfer übernahm 2010 den Cheftrainer-Posten, nachdem er zweimal als Interimstrainer bei Biel erfolgreich eingesprungen war. 2009 und 2010 ersetzte der Sportchef jeweils in der Ligaqualifikation die entlassenen Heinz Ehlers beziehungsweise Kent Ruhnke und führte den Klub zum Klassenerhalt. Daraufhin blieb Schläpfer auf die Saison 2010/2011 hin Cheftrainer. Ab dem 1. Mai 2012 wurde Schläpfer in seiner Doppelfunktion entlastet; der frühere Rekord-Internationale Martin Steinegger übernahm den Posten als Sportchef.

Als «Hockey-Gott» verehrt

Auch wegen seiner umgänglichen und authentischen Persönlichkeit avancierte Schläpfer im Verlaufe seiner Zeit zur Identifikationsfigur der Seeländer. Die eigenen Fans verehrten ihn gar als «Hockey-Gott».

Doch Schläpfers Emotionalität und seine Ehrlichkeit schwächten seine Position wie sich erst im Nachhinein und entgegen allen gegensätzlichen Beteuerungen herausstellte. Nachdem er im Herbst letzten Jahres mit feuchten Augen an einer Medienorientierung bekannt gemacht hatte, dass der Klub ihm die Freigabe für den damals vakant gewesenen Nationaltrainer-Job verweigert habe und er dies akzeptiere, folgte ein sportlicher Absturz von Biel.

Die Seeländer schlossen die Saison im letzten Rang ab. Verletzungspech, schwache Ausländer und Schweizer Missgriffe auf dem Transfermarkt trugen dazu bei. Biel brauchte die Ligaqualifikation indessen nicht zu bestreiten, da NLB-Meister Ajoie freiwillig auf einen Aufstieg verzichtete.

Kredit aufgebraucht

Mit dem starken Start in die neue NLA-Saison schien der Turnaround aber aufgegleist. Am 8. Oktober war Biel gar Tabellendritter. Die Seeländer hatten bis dahin auch dank ihrem Königstransfer, dem Goalie und NHL-Rückkehrer Jonas Hiller, einen famosen Start von sieben Dreipunkte-Siegen aus den ersten elf Spielen hingelegt. Doch erneut folgte ein Absturz. Und für die Klubleitung hat Schläpfer nun seinen Kredit aufgebraucht.

In einer Medienmitteilung bedankt sich Biel bei Schläpfer «für die für den Klub geleisteten langjährigen Dienste als Spieler, Sportchef, Nachwuchsverantwortlicher und Headcoach».

Berns letzter Meistertrainer Lars Leuenberger (41) befindet sich laut mehreren Quellen in der Pole-Position für die Nachfolge von Schläpfer.

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