Das Bildrausch-Festival stellt in Basel wieder einen Reigen von international herausragenden Filmen vor. Einer davon ist Kolka Cool von Juris Poskus.
Simona stellt gleich in der ersten Szene die Schwierigste aller Fragen: Liebst du mich? Würdest du für mich sterben? Dann dreh mir nicht den Rücken zu! Die Not, in die Andzha durch die Frage gerät ist rasch ersichtlich: Es fehlt an allem, in dieser Randgegend von Litauen. Es fehlt an Schnaps. An Geld. An Benzin. An Arbeit. Und an Mädchen, natürlich. Zum Glück gibt es Simona. Sie ist sexy. Aber nicht nur für Andzha. Er will sie zwar heiraten. Er will sie lieben bis zum Tod. Aber heisst das auch, dass er für sie sterben würde?
Der in Lettland geborene Filmemacher und Produzent Juris Poskus setzt seinen Herumhängenden Jugendlichen nur wenig an Geschichte entgegen. In schwarz-weiss erzählt der Film vor allem eins: Stillstand. In diesem Fischerdorf nahe der baltischen Küste läuft nichts. Längst sind die traditionelle familiäre Strukturen verlorengegangen. Selbst die gesellschaftlichen Konventionen bieten keine Reibefläche: In Kolka scheint nichts wirklich verboten, aber auch gar nichts wirklich erlaubt zu sein. Die jungen Frauen verkaufen sich auch mal für ein Bier.
Wenn die Jugendbande ein Auto zertrümmern will, kann es auch einmal vorkommen, dass sie das Auto verwechseln. Erst als Andzhas Bruder aus der Stadt zurückkommt, scheint einen Aufbruch zu bringen. Doch auch er bringt mit einer Party die Dinge nur erneut zum Stillstand. Sein Geld reicht gerade mal für einen gemeinsamen Augenblick der Stille am Meer. Es ist ein bedrückendes Porträt, das Poskus da abliefert. Untermalt mit karger Musik, in ärmlichem Dekor, schafft er es aber, weit mehr als nur die Athmospäre einer verlorenen Jugend zu zeichnen.