Bildrauschring

Nach dem Basler Filmpreis am Samstag, folgte die Verleihung des Bildrauschrings am Sonntag. Der Anlass beschliesst die fünf Tage Filmfest, in denen Basel eine Filmstadt war. Wir haben grossartige Filme gesehen, und sind froh, dass das Stadtkino und die Basler Kinos uns übers Jahr helfen, bis zum nächsten Bildrausch-Fest. Es war ein reiches Programm: Im […]

Nach dem Basler Filmpreis am Samstag, folgte die Verleihung des Bildrauschrings am Sonntag. Der Anlass beschliesst die fünf Tage Filmfest, in denen Basel eine Filmstadt war. Wir haben grossartige Filme gesehen, und sind froh, dass das Stadtkino und die Basler Kinos uns übers Jahr helfen, bis zum nächsten Bildrausch-Fest.

Es war ein reiches Programm: Im Wettbewerb um den Bildrausch-Ring wurden viele wunderbare Filme gezeigt, die ihren Weg in Programmkinos noch nicht gefunden haben. Die «Harmony Lessons» des Kasachen Emir Baigazin waren die Überraschung der diesjährigen Berlinale (mehr zum Film in der Besprechung). Dieser Erstlingsfilm (!) wusste auch in Basel zu überzeugen.

Der Schweizer Peter Liechti hat mit seinem «Vaters Garten» ebenfalls in Berlin für Entzücken gesorgt (mehr zum Film in der Besprechung). Sein feiner Film wird im November auch ins Kult.Kino-Programm rücken.

Der Österreicher Gustav Deutsch trug ebenfalls einen bestechenden Kunstfilm bei. Er liess in seinen «Visions of Reality» seine Bilder, respektive jene von Edward Hopper zu Wort kommen: Kühl rückt er die Meisterwerke des grossen Malers in eine ganz neues, kongeniales Trick-Bild. Daneben waren Dokumentarfilme zu sehen, die ebenso als Autorenkino Neuland betreten – wie etwa «Our Nixon», eine fast manische Privatmontage des amerikanischen Präsidentenalltags. Oder Filme die über allen anderen stehen, weil sie sich in keine Kategorie denken lassen, wie die «Fata Morgana» von Peter Schreiner.

Die Preisgekrönten

Den «Bildrauschring» gewonnen haben nun gleich zwei Filme, zwei Verwandte sozusagen: Sowohl Nanouk Leopold mit «It’s all so quiet», wie auch Emir Baigazin mit den «Harmony Lessons» verstehen sich auf eine fast wortfreie aber erzählstarke Bildsprache.

Beide lassen uns ihre Protagonisten selber entdecken. Sie enträtseln sie uns nicht vor unseren Augen, sondern legen sie uns sanft ans Herz. Es leuchtet ein, dass die Jury nicht einen der beiden Filmen vorziehen wollte.

Die Preiswürdigen 

Das Programm der Perlentaucherinnen von «Bildrausch» enthielt am diesjährigen Filmfest aber auch Filmperlen über das aktuelle Schaffen hinaus. In zwei programmatischen Hommages liefen Filme, die so in Sälen nur selten zu sehen sind: Marlen Chuciev, der grosse georgische Wahrheitssucher der Tauwetter-Zeit Russlands, war mit einigen seiner epochemachenden cinéasitischen Werken ebenso vertreten wie der Iraner Amir Naderis, der wie kein anderer ein Leben für den Film symbolisiert. Er brennt für Film, wie auch seine Filme gerne leichte Verbrennungen hinterlassen: Im Iran ist er längst persona non grata.

Faszinierend am diesjährigen «Bildrausch» war, neben der Häufung von Filmen, die in Programmkinos nicht so rasch auftauchen werden, die Anwesenheit ihrer Macher. Wer die Filme sehen wollte, durfte auch ihre Macher und Macherinnen treffen, unkompliziert. Das ist einzigartig. Wer den stilprägenden Marlen Chucievs oder die exzessiven Filme des Amir Naderis verpasst hat, der wird nicht nur der Möglichkeit nachtrauern, zwei der bedeutendsen Filmemacher der letzten Jahrzehnte persönlich kennengelernt zu haben.

So bleibt uns, bis zum nächsten Bildrausch, nur eines: Selber auf Perlentauchstation zu gehen. In den Kinos der Stadt. Bis dahin – zumindest die Trailor der beiden Preisträger.

«Harmony Lessons» von Emir Baigazin

«Its all so quiet»  von Nanaouk Leopold:

 

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