Ein stabiles Netzwerk, eine gute Ausbildung, ein höheres Alter oder ein Wohnsitz in der Innerschweiz schützen vor finanziellen Problemen. Dies ist das Ergebnis der Untersuchung „Radar 2013 – Konsum und Verschuldung“ des Inkassounternehmens Intrum Justitia.
Erstmals hat das Unternehmen untersucht, wer in der Schweiz am meisten konsumiert und seine Schulden am zuverlässigsten zahlt. Die Ergebnisse entsprechen weitgehend den Erwartungen. „Überraschungen beim Verschuldungsrisiko gab es nicht,“ sagte Thomas Hutter, Geschäftsführer von Intrum Justitia am Dienstag in Zürich.
So verschulden sich Jugendliche und Personen mit tiefem Einkommen häufiger als der Durchschnitt und Alleinerziehende machen eher Schulden als Familien.
Es sind jedoch nicht nur die ganz Jungen, die Schulden machen. Überdurchschnittlich hoch ist das Verschuldungsrisiko zwar vor allem in den Altersgruppen von 18 bis 29 Jahren, doch auch die 30- bis 34-Jährigen liegen deutlich über dem Durchschnitt und bei ihnen ist das Schuldenrisiko in den vergangenen fünf Jahren deutlich angestiegen. Neu liegen auch die 35- bis 39-Jährigen über dem Durchschnitt.
Geringstes Verschuldungsrisiko in Agglomerationsgemeinden
Abhängig ist das Verschuldungsrisiko auch von der Ausbildung. Landesweit am tiefsten ist es laut Untersuchung bei Personen mit mittlerer Berufsausbildung. Tief ist es auch bei Menschen mit höherer Ausbildung. Dazu zählen beispielsweise Maturitätsschule, Fachhochschule und Universität.
Unterteilt nach Berufsgruppen ist das Verschuldungsrisiko am höchsten bei Menschen mit handwerklichen Berufen oder wenn sie in der Gastronomie tätig sind. Besonders niedrig ist es bei Geistes- und Naturwissenschaftlern.
Unterschiede gibt es auch zwischen den Bewohnern der verschiedenen Kantone und Städte sowie zwischen Stadt und Land. Am kleinsten ist das Verschuldungsrisiko in Agglomerationsgemeinden. In Städten ist es überdurchschnittlich hoch, aber seit 2008 deutlich zurückgegangen. Neu sind auch Landbewohner überdurchschnittlich häufig verschuldet.
Beim Ranking der Kantone schneiden die Einwohnerinnen und Einwohner von Nidwalden, Zug und Obwalden besonders gut ab. Das Schlusslicht bildet Glarus, gefolgt von den Kantonen Freiburg und Solothurn.
Bei den grösseren Städten steht Winterthur besonders gut da. Es folgen Zürich, Bern, Schaffhausen und Neuenburg. Die Negativliste führt Fribourg an, gefolgt von Biel, Lugano, La Chaux-de-Fonds, St. Gallen, Thun, Lausanne, Luzern, Chur und Basel. Dabei haben sich die Städte der Romandie seit 2008 deutlich verbessert.
Online-Handel bekommt Verschuldung zuerst zu spüren
Beim Online-Handel sind es vor allem die unter 45-Jährigen, die via Internet kaufen, aber dann nicht bezahlen. Eine besonders interessante Zielgruppe für den Versandhandel sind Frauen zwischen 45 und 59 Jahren. Sie konsumieren viel und machen wenig Schulden. Auch Familien, vor allem mit älteren Kindern, haben ein gutes Risikoprofil.
Eine Verschuldung beginne nicht im Online-Handel, sagte Patrick Kessler, Präsident Verband des Schweizerischen Versandhandels (VSV-ASVAD). Doch offene Rechnungen des Versandhandels seien diejenigen, die zuerst nicht mehr bezahlt würden. Im Durchschnitt müssen die Versandhändler 1,1 Prozent Ausfälle verkraften.