In den Kassen des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) klafft ein Loch von 137 Millionen Franken. Das Geld wird benötigt, um die Tätigkeit der humanitären Organisation bis Ende des laufenden Jahres zu bezahlen. Die Arbeit in mehreren Krisenherden sei unterfinanziert, erklärte der Direktor Operationelles, Pierre Krähenbühl.
«Unsere Tätigkeit in Syrien ist gut finanziert, aber die Geber dürfen die in den Medien weniger prominenten Krisen nicht vergessen», gab Krähenbühl am Freitag am IKRK-Sitz in Genf zu bedenken. So fehlten vor allem für die Arbeit im Irak 32,8 Millionen, für Kolumbien 26,7 Millionen, für den Südsudan knapp 24,9 sowie für die Demokratische Republik Kongo (DRK) weitere 10 Millionen.
Die Organisation hatte zu Beginn des Jahres die Gelder für ein Budget in der Höhe von 990 Millionen Franken erbeten. Seither seien jedoch 150 Millionen für Notfälle in Syrien, Mali, DRK, den Philippinen und Burma dazugekommen.
Krähenbühl zeigte sich vor den Medien aber zuversichtlich, die Lücken stopfen zu können, er habe von den Geberstaaten positive Signale erhalten. Mit einem grösseren Defizit sei Ende Jahr deshalb nicht zu rechnen, sagte der Direktor für operationelle Einsätze. Parallel würden aber Möglichkeiten geprüft, um die Effizienz der Organisation zu verbessern.
IKRK will vermehrt outsourcen
Das IKRK will deshalb ab dem kommenden Jahr die jährlich in Genf anfallenden Betriebskosten um 1,5 bis 2,5 Prozent senken, wie IKRK-Generaldirektor Yves Daccord auf der Internetseite des IKRK schreibt. Das würde eine Reduktion zwischen drei und fünf Millionen Franken bedeuten.
Dabei würden auch Möglichkeiten geprüft, gewisse Aktivitäten im Bereich Logistik, Informatik und Administration in andere Länder zu verschieben. So arbeiten bereits 50 Personen auf den Philippinen im Abrechnungswesen. Auch Arbeiten im Bereich Kommunikation und Ausbildung würden bereits in Argentinien, Ägypten, Kenia, Thailand und Russland ausgeführt. Am Hauptsitz in Genf wird aber nicht gerüttelt.
Kampf gegen sexuelle Gewalt
Zu den neuen Schwerpunkten der IKRK-Arbeit soll die Sexuelle Gewalt hinzukommen. Diese werde häufig unterschätzt, erklärte Operationschef Krähenbühl. Sexuelle Gewalt sei nicht nur auf den Kongo-Konflikt beschränkt, sie sei auch in Syrien, im Südsudan und in der Zentralafrikanischen Republik anzutreffen.
Im Irak, wo dem IKRK für seine Arbeit über 30 Millionen fehlen, stellt Krähenbühl vor dem Hintergrund einer wachsenden Polarisierung in der ganzen Region eine Zunahme der Gewalt fest. «Der Irak braucht die gleiche Aufmerksamkeit der Internationalen Gemeinschaft wie Syrien», fügte er bei.