Bis zu 3000 Museumsstücke in Kärnten zerstört oder akut gefährdet

2000 bis 3000 Exponate der Sammlung des Kärntner Landesmuseums Rudolfinum sind akut von Zerstörung durch Schimmelbefall bedroht oder bereits vernichtet. Dies sagte Museumsdirektor Thomas Jerger am Montag vor Journalisten.

Auch Bücher aus dem 17. und 18. Jahrhundert sind betroffen (Symbolbild) (Bild: sda)

2000 bis 3000 Exponate der Sammlung des Kärntner Landesmuseums Rudolfinum sind akut von Zerstörung durch Schimmelbefall bedroht oder bereits vernichtet. Dies sagte Museumsdirektor Thomas Jerger am Montag vor Journalisten.

Das Gebäude sei durchfeuchtet und dringend sanierungsbedürftig, hiess es. Wolfgang Waldner, der konservative Kulturminister des Bundeslandes, machte durch Umschichtungen im Kulturbudget 600’000 Euro frei, um Notmassnahmen zu finanzieren.

Bei den befallenen Stücken handelt es sich um volkskundliche Exponate, aber auch um Bücher aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Die Stücke liegen auf rund 200 Quadratmetern in einem Depot im Keller.

Dieser wurde bereits unter Quarantäne gestellt und darf nur mit Schutzanzügen und -masken betreten werden. Durch den Lift im Gebäude könnten die Schimmelsporen jedoch auch in die darüberliegenden Stockwerke gelangen und dort zur Gefahr für Besucher wie Mitarbeiter werden, sagte Jerger.

„Ignorante Kulturpolitik“

Waldner (ÖVP) erklärte, er sei „erschüttert und entsetzt“ angesichts des „katastrophalen Zustands“ des Landesmuseums: „Fahrlässiges Handeln und Nachlässigkeit haben zu diesem Zustand geführt.“

Kärnten habe sich in den vergangenen Jahren viel geleistet, wenn es um Kulturevents ging, erklärte der Politiker, der sein Amt im September antrat: „Das darf aber nicht auf Kosten der Kulturspeicher, der Kulturschätze gehen.“ Der jetzige Zustand sei Ergebnis jahre- und jahrzehntelanger „ignoranter Kulturpolitik“.

Der bis September für die Kultur zuständige Landesrat Harald Dobernig von der rechtspopulistischen Partei Die Freiheitlichen in Kärnten (FPK) wies die Kritik ebenso zurück wie die Forderung der ÖVP, dass er von seinem derzeitigen Amt als Finanzminister zurücktreten solle. Die Kärnter SPÖ forderte einen Krisengipfel.

Den Kulturbehörden des Landes sei die Problematik seit langem bekannt, sagte Jerger. Er habe den früheren Kulturminister bereits im Februar informiert. Protokolle belegten, dass schon seine Vorgänger in der Museumsverwaltung die Politik immer wieder über den Sanierungsbedarf informiert hätten.

Bleifiguren verklumpen

Jerger ist seit elf Monaten Direktor des Kärntner Landesmuseums. Erst im August sei er mit der Forderung nach einer Million Euro für Notmassnahmen abgeblitzt, sagte er. Für Notmassnahmen seien 1,1 Millionen Euro notwendig Die Generalsanierung des Gebäudes werde aber wesentlich teurer kommen.

Auch abseits des Schimmelbefalls im Keller sei das Kärntner Landesmuseum in schlechtem Zustand und in vielen Bereichen weit entfernt vom neuesten Stand der Museumstechnik, erklärte der Direktor. Konkret gebe es etwa keine ausreichende Klimatechnik.

Auch die Ausstattung gehöre überholt. 5000 Jahre alte, filigrane Bleifiguren etwa seien dabei, zu korrodieren und zu verklumpen. Grund: Die bei der Ausstattung der Vitrinen verwendeten Lacke seien schädlich für die Kunstwerke.

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