Wer in einer «irregulären Situation» lebt, kann gemäss bestehender Kirchenlehre die Kommunion nicht empfangen. Dennoch soll der Einzelne vom Priester gesegnet werden dürfen. Diesen Vorschlag macht das Bistum Chur in seiner Rückmeldung auf den Vatikanischen Fragebogen.
Betroffene sollen gemäss dem Vorschlag des Bistums Chur beim Kommuniongang ebenfalls vor den Priester treten. Sie sollen dabei aber die Arme verschränken und damit signalisieren, dass sie aus bestimmten Gründen keine Kommunion empfangen. Darauf würden sie vom Priester gesegnet.
«Auch Homosexuelle und zivil wiederverheiratet Geschiedene sind gemeint», sagte Bistumssprecher Giuseppe Gracia gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Deren Verbindung oder Lebenssituation könne die Kirche von der Lehre her zwar nicht segnen, den einzelnen Menschen jedoch sehr wohl.
In einer «irregulären Situation» sei zum Beispiel auch, wer vor der Eheschliessung zusammenlebe, nicht-natürliche Verhütungsmethoden anwende, aber auch wer nach einem Streit und ohne Versöhnungsversuch zur Kommunion komme.
Dass Personen in «irregulären Situationen» die Kommunion nicht bekommen können, ist laut Garcia nicht als Verbot der Kirche zu sehen. «Die Aussage ist vielmehr die: Das Sakrament wirkt dann gar nicht», sagte der Bistumssprecher. Die Praxis habe sich in vielen Ländern und am Weltjugendtag bereits bewährt, schreibt das Bistum in seiner Stellungnahme.
Auch Versagen der Kirche
Papst Franziskus will in einer gross angelegten Umfrage herausfinden, wie es um die «pastoralen Herausforderungen der Familie im Kontext der Evangelisierung» steht. Das Bistum Chur kommt aufgrund der Rückmeldungen aus den drei Bistumsregionen zu keinem erfreulichen Ergebnis.
Die Meinung der Kirche sei gesellschaftlich kaum noch relevant, heisst es in der Rückmeldung etwa. Einer Mehrheit der Gläubigen seien wesentliche Inhalte der katholischen Glaubenslehre nicht mehr bekannt. Der Mangel an Glaubenswissen sei zu gross, um darin nicht auch ein Versagen der kirchlichen Verkündigung zu erkennen.
Intensivere Ehevorbereitung gefordert
Handlungsbedarf sieht der Churer Bischof Vitus Huonder auch bei den Ehevorbereitungskursen, wie die «SonntagsZeitung» berichtete. Die Ehevorbereitung müsste viel intensiver sein, schreibt er. Ein Wochenende oder drei Abende genügten dafür keinesfalls.
Ungenügend vorbereitete Paare sollten noch nicht kirchlich getraut werden, heisst es in der Antwort des Bistums Chur weiter. Die Kirche habe sich vielleicht aus falscher Scheu aus diesen eher persönlichen Themen herausgehalten, um nicht bei den Leuten anzuecken. Das Bistum Chur biete immerhin einen etwas intensiveren Kurs von drei Tagen an.