Überraschende Kehrtwende bei Blackberry: Der schwer angeschlagene Smartphone-Pionier sagt den geplanten Verkauf ab, Konzernchef Thorsten Heins geht. Stattdessen wollen nun Geldgeber um die Finanzfirma Fairfax eine Milliarde Dollar in das Unternehmen stecken.
Der aus Deutschland stammende Heins verlässt Blackberry, sobald das Geld eingegangen ist, wie der kanadische Konzern am Montag mitteilte. Neuer Mann an der Spitze soll der Technologie-Manager John Chen werden, der zwischenzeitlich beim deutschen Industriekonzern Siemens arbeitete – von wo Blackberry einst auch Heins abgeworben hatte.
Verkauf drohte zu scheitern
Blackberry hatte sich nach hohen Verlusten selbst zum Verkauf gestellt. Die kanadische Fairfax Financial, im Besitz von 10 Prozent der Blackberry-Anteile, hatte vor drei Monaten für den Rest des Unternehmens rund 4,7 Mrd. Dollar geboten. Doch über das Wochenende mehrten sich die Anzeichen, dass die Finanzfirma das Geld nicht zusammenbekommt.
Auch die beiden Blackberry-Mitgründer Michael Lazaridis und Doug Fregin arbeiteten im Hintergrund an einem Gebot. Blackberry soll laut Medienberichten sogar beim Online-Netzwerk Facebook vorgefühlt haben.
Nun stecken Fairfax und weitere Investoren über eine Kapitalerhöhung Geld in das Unternehmen. Der kanadische Investmentfonds beteiligt sich mit 250 Mio. Dollar. «Die heutige Ankündigung stellt ein deutliches Zeichen des Vertrauens in Blackberry dar», erklärte Noch-Verwaltungsratspräsidentin Barbara Stymiest am Sitz in Waterloo nahe Toronto. Auch sie räumt ihren Posten.
An der Börse sorgten die Nachrichten dagegen für einen regelrechten Absturz. Die in New York notierte Aktie gab mehr als 11 Prozent nach, in Toronto waren es ebenfalls mehr als 11 Prozent. Analysten bezeichneten die Finanzspritze bestenfalls als Notlösung.
«Wir sind zurück in der Abwärtsspirale. Zeit ist nicht der Freund von BlackBerry», sagte etwa Colin Gillis vom Wertpapierhaus BGC Partners. BlackBerry werde weiterhin versuchen, mehr Smartphones zu verkaufen und dabei viel Geld verbrennen
Anhaltender Sinkflug
Blackberry steckt schon länger in Schwierigkeiten. Der abtretende Heins hatte im Januar 2012 die Führung übernommen. Trotz eines neuen Betriebssystems und neuer Smartphone-Modelle gelang es ihm nicht, den Sinkflug zu stoppen.
Viele Kunden wanderten zu Apples iPhone, Android- oder Windows-Smartphones ab. Heins musste wiederholt Verluste bekannt geben und kündigte den Abbau tausender Stellen an. In der aktuellen Runde sollen 40 Prozent der Belegschaft gehen.
Zwar gibt es weltweit noch rund 70 Millionen Blackberry-Nutzer, sie verwenden aber zumeist ältere Geräte und nicht die neuen Modelle. Das Blackberry-Modell Z10, das zu Jahresbeginn die Wende zum Besseren einläuten sollte, erwies sich als teurer Ladenhüter und führte zu einer Abschreibung von fast einer Milliarde Dollar. Auch das neue Z30-Modell, das bessere Testnoten als das Z10 bekam, ist bislang kein Bestseller.