In einem Interview mit der Nachrichtenagentur sda spricht der frühere FIFA-Patron über sein Scheitern vor dem Lausanner Sportgerichtshof CAS.
Der 80-jährige Walliser wird seine mehrjährige Sperre nicht mehr anfechten, plant aber, weiterhin im Umkreis der Fussballwelt tätig zu sein. Und der Ex-Präsident hofft nach wie vor auf Urteilsmilderung durch den Weltverband.
Sie haben offenbar nicht mit einem Freispruch gerechnet.
«Ich habe schon vor drei Tagen in einem Interview in Visp angekündigt, dass die Richter den Entscheid nicht umstossen würden. Es gab ohnehin nur zwei Varianten: alles so belassen oder ein Freispruch. Und wenn man Platini nicht freigesprochen hat, kann man im Fall von mir kein anderes Urteil fällen. Et voilà! Für mich war es kein Weltzusammenzusammenbruch.»
Werden Sie die Akte nun endgültig schliessen? Geht es nun primär darum, die persönliche Niederlage verdauen?
«Der Prozess des Verdauens dauert schon etwas länger. Die eine Kammer der Ethikkomission der FIFA hatte ja noch vor einer klaren Prüfung der Sachlage erklärt, Blatter und Platini müssten lebenslänglich gesperrt werden. Das war für mich eine komplottartige Vorgehensweise.»
Verzichten Sie definitiv auf den Gang zu einer nächsten juristischen Instanz?
«Ich gehe juristisch nicht mehr weiter. Aber ich erwarte zumindest, dass bei einem der nächsten FIFA-Kongresse einmal jemand aufsteht und die Frage aufwirft: ‚War Blatter wirklich ein Präsident, den man so lange sperren muss?‘ Ich strebe eine solche Lösung nicht mehr spezifisch an, aber ich halte eine Bewegung in diese Richtung für möglich.»
Daran glauben Sie?
«Vielleicht denken ein paar intelligente Leute mal darüber nach, ob man mich in meinem hohen Alter tatsächlich sanktionieren muss, bis ich mit den Veteranen 3 oder 4 antrete und den Penalty von der Fünferlinie aus schiesse.»
Wie bewegen Sie sich künftig in der Fussballszene? Lassen Sie sich tatsächlich von jener Welt fernhalten, die während Jahrzehnten ihr Lebenselixier war?
«Ich halte immer noch Kontakt zu Fussballklubs – auch mit den beiden grossen Zürcher Vereinen GC und FCZ. Natürlich mache ich nicht gerade den Kick-off, aber wenn man 41 Jahre lang zur Fussballgesellschaft gehört, verschwindet man nicht über Nacht.»
Sie lassen sich nicht aus dem Fussball verbannen?
«Vorträge zum Thema sind weiterhin geplant. Der Fussball kann in der Geo-Politik eine grosse Rolle spielen – und mit ihr beschäftige ich mich intensiv. In der verrückten Welt, in der wir leben, kann der Fussball nach wie vor einiges bewegen. Auf diesem Gebiet bleibe ich tätig.»
Gestatten Ihnen denn die wichtigen Player überhaupt noch den Zugang zur Fussball-Welt? Oder wendet sich die Mehrheit nach dem Schuldspruch ab von Ihnen?
«Im Gegenteil: Ich habe eine ganze Serie von Textnachrichten bekommen, die mich in meiner Haltung bestärken, die wenig vom Urteil gegen mich halten. Viele sprechen mir Mut, viele meinen: so nicht!»