Die Fifa-Ethikkommission hat entschieden: Fifa-Präsident Sepp Blatter und Uefa-Präsident Michel Platini sind per sofort suspendiert und 90 Tage gesperrt.
Im grössten Beben der Fussball-Geschichte hat es nun auch Blatter und Platini erwischt. Der Bann der Fifa-Ethikkommission von 90 Tagen könne noch um maximal 45 Tage ausgedehnt werden, teilte die rechtsprechende Kammer unter Vorsitz des deutschen Richters Hans-Joachim Eckert am Donnerstag mit.
Die Sanktionen seien Resultate der Ermittlungen der Ethik-Untersuchungskammer, detaillierte Gründe darf das Gremium nicht veröffentlichen. Nach der Sperre gegen Blatter, der laut seinem persönlichen Berater Klaus J. Stöhlker gestern Vormittag noch im Fifa-Büro auf dem Zürichberg arbeitete, rückt gemäss Paragraf 30.6. der Fifa-Statuten automatisch bis zum nächsten Kongress (26. Februar in Zürich) der amtsälteste Vizepräsident nach. Dies ist der Kameruner Issa Hayatou.
Der 69-Jährige ist seit 1988 Präsident des afrikanischen Fussball-Kontinentalverbands CAF, seit 1990 Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees und seit 1992 Fifa-Vizepräsident. Zudem gehört Issa Hayatou seit 14 Jahren auch dem Internationalen Olympischen Komitee an. Der britische TV-Sender BBC und die Zeitung «Sunday Times» brachten 2010 und 2011 allerdings auch Hayatou mit Korruption im Rahmen von TV-Rechten und der Vergabe der WM 2022 in Katar in Verbindung.
In einer ersten Reaktion über seine Anwälte in der Schweiz und in den USA zeigte sich Blatter «enttäuscht, dass die Ethikkommission nicht dem Ethikcode und der Disziplinarordnung gefolgt sind, die ihm eine Gelegenheit gegeben hätten, angehört zu werden». Der Entscheid der Kommission beruhe auf einem falschen Verständnis der Handlungen des Bundesanwalts, der zwar ein Strafverfahren gegen Blatter eröffnet, diesen jedoch nicht angeklagt habe.
Die Schweizer Bundesanwaltschaft hatte das Verfahren vor zwei Wochen unter anderem wegen des Verdachts der «ungetreuen Geschäftsbesorgung» eingeleitet. Im Kern geht es um eine Millionen-Zahlung an Platini und TV-Geschäfte mit dem früheren Fifa-Vize Jack Warner, der WM-Rechte für die Karibik für 600’000 Dollar und damit deutlich unter dem Marktwert erhalten haben soll. Blatter liess verlauten, er freue sich darauf, Beweise vorzulegen, die zeigen würden, dass er sich keine Verfehlungen geleistet habe, «weder krimineller noch anderer Art».
Für Platini bedeutet die Strafe das fast sichere Aus in seinen Ambitionen auf die Nachfolge von Blatter. Der Franzose wird satzungsgemäss vorläufig vom Spanier Angel Maria Villar als Chef der Uefa vertreten. Platini hatte für Dienste zwischen Januar 1999 und Juni 2002 erst knapp neun Jahre später von Blatter zwei Millionen Schweizer Franken erhalten. 2011 unterstützten die Uefa-Verbände unter der Führung von Platini den Schweizer im Wahlkampf gegen den Katarer Mohamed bin Hammam. Platini wurde von der Schweizer Bundesanwaltschaft als Auskunftsperson vernommen.
Trotzdem will er um seine Kandidatur als Chef des Weltverbands kämpfen. Er habe am Donnerstagmorgen die nötigen Unterstützerstimmen für eine Bewerbung eingereicht, teilte der Franzose in einem schriftlichen Statement mit. Mit der Sanktion ist der 60-Jährige noch nicht automatisch aus dem Rennen als Fifa-Chef. Allerdings müsste er eine Prüfung durch die Wahlkommission überstehen – schwer vorstellbar, dass dies als suspendierter Präsident der Uefa gelingen würde.
Der Südkoreaner Chung Mong Joon, der im Februar ebenfalls als Fifa-Präsident kandidieren wollte, wurde sogar für sechs Jahre gesperrt und muss eine Busse von 100’000 Franken bezahlen. Weiter wurde Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke, der von der Fifa bereits Mitte September freigestellt worden war, ebenfalls für 90 Tage suspendiert.