Die «Basement Tapes» sind der Heilige Gral für Fans von Bob Dylan: Der Künstler hatte diese 1967 im Keller eines Hauses nahe New York eingespielt. Ein Teil erschien später als Doppelalbum. Am 31. Oktober bringt Dylan erstmals die kompletten Aufnahmen in den Handel.
Dies teilte Sony mit. Für «The Basement Tapes Complete: The Bootleg Series Vol. 11», ein aufwendiges Boxset mit sechs CDs, wurden «ausschliesslich sorgfältig restaurierte Originalbänder überspielt, darunter einige, die erst kürzlich entdeckt wurden», hiess es in einer Pressemitteilung. Es soll auch eine Art «Best Of» als preiswertere Doppel-CD geben.
Dylan war 1966, am Höhepunkt seiner Popularität, mit dem Motorrad schwer gestürzt. Der Unfall bedeutete einen Einschnitt in die Karriere des Künstlers. Während seiner Rekonvaleszenz verschwand Dylan zum ersten Mal seit Jahren aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit. Er zog sich mit The Band – Robbie Robertson, Rick Danko, Richard Manuel, Garth Hudson und (später) Levon Helm – in ein kleines Haus zurück, das die Gruppe wegen des Anstrichs «Big Pink» getauft hatte.
Insgesamt nahm das Kollektiv im Laufe der kommenden Monate dort mehr als 100 Songs auf, darunter Traditionals, spontane Covers von Fremdkompositionen und vor allem Dutzende gerade erst entstandene Dylan-Songs, darunter zukünftige Klassiker wie «I Shall Be Released», «The Mighty Quinn», «This Wheel’s On Fire» und «You Ain’t Going Nowhere».
Illegales Album tauchte auf
Erste Gerüchte über die Sessions förderten eine Neugier, die gross genug wurde, um im Musikgeschäft ein neues Phänomen auf den Plan zu rufen: Bootlegs.
Im Jahr 1969 tauchte in den Plattengeschäften denn auch ein (illegales) Album mit dem mysteriösen Titel «Great White Wonder» auf, das Lieder der Basement-Sessions enthielt. Die eigentlichen Aufnahmen jedoch blieben offiziell nicht erhältlich. Erst 1975 veröffentlichte Columbia eine Auswahl von 16 Songs auf dem Doppelalbum «The Basement Tapes», darunter acht neue Stücke von The Band ohne Dylan.
Auf «The Basement Tapes Complete» sind nun erstmals sämtliche verwertbaren Aufnahmen des vorhandenen Materials enthalten, darunter auch erst kürzlich entdeckte frühe Tonbänder, die Dylan im «Red Room» seines Hauses im Bundesstaat New York bespielt hatte.
Bei der Restauration des Materials hat der kanadische Musikarchivar und Produzent Jan Haust eng mit Garth Hudson zusammen gearbeitet, um den in die Jahre gekommenen Bändern zu ihrem ursprünglichen Klang zu verhelfen. Ein erheblicher Teil der Musik wurde dabei erstmalig digital bearbeitet, berichtete Sony.
Die Aufnahmen wurden im Unterschied zur Veröffentlichung von 1975 weitestmöglich in den klanglichen Zustand versetzt, in dem sie Dylan und The Band im Sommer 1967 selbst gehört haben.