Der 2008 gegründete Online-Modeversand Zalando wird bei seinem Börsengang mit bis zu 5,6 Milliarden Euro bewertet. Das Berliner Unternehmen gab am Mittwoch den Startschuss für den mit Spannung erwarteten Schritt an die Frankfurter Börse.
Von Donnerstag an bis zum 29. September können Anleger Zalando-Aktien für 18 bis 22,50 Euro kaufen. Am 1. Oktober soll das Papier erstmals an der Frankfurter Börse gehandelt werden. Zalando selbst fliessen je nach dem Ausgabepreis und der Nachfrage für die Aktien zwischen 441 und 633 Mio. Euro zu, die bisherigen Aktionäre um den schwedischen Investor Kinnevik sowie die Internet-Unternehmer Oliver, Alexander und Marc Samwer wollen im Zuge des Börsengangs keine Anteile abgeben.
Zalando ist damit nicht nur der bisher grösste Börsengang in Deutschland in diesem Jahr, sondern auch die grösste Neuemission eines Internet-Unternehmens seit dem Aktienboom am Neuen Markt um die Jahrtausendwende. Die nächsten Kandidaten drängen aber schon nach: Die ebenfalls von den Samwer-Brüdern angeschobene Internet-Holding Rocket Internet dürfte mit einer Woche Abstand auf Zalando folgen.
Der Online-Kleinanzeigen-Markt Scout24 (AutoScout, ImmobilienScout), an dem die US-Finanzinvestoren Hellman & Friedman und Blackstone sowie die Deutsche Telekom beteiligt sind, prüft nach eigenen Angaben ebenfalls einen Börsengang. Finanzkreisen zufolge soll der Startschuss dafür bereits im Oktober fallen.
Belegschaft wird mit Zalando-Aktien belohnt
Nach dem Börsengang werden bis zu 11,3 Prozent an Zalando an der Börse gehandelt. Mehr als ein Fünftel der neuen Aktien sind schon für weitere grosse Investoren reserviert. Zalando teilte mit, es lägen bereits Zusagen von Ankerinvestoren für knapp 127 Mio. Euro vor. Zu ihnen zählen ein schottischer Investment-Fonds und Investoren von der Karibik-Insel Bermuda sowie aus dem arabischen Raum.
Auch die Belegschaft von Zalando – vom Vorstand bis zum Verpacker der Schuhkartons – soll zu Aktionären werden: Rund 7000 Mitarbeiter in Deutschland bekommen Aktien für je 180 Euro geschenkt, bei Papieren für weitere 720 Euro erhalten sie 25 Prozent Rabatt auf den Ausgabepreis.
Den Erlös aus dem Börsengang – rund eine halbe Milliarde Euro – will Zalando in die weitere Expansion stecken. Sowohl die Erschliessung neuer Länder wie auch anderer Produktkategorien sei denkbar, und auch Zukäufe seien möglich, erklärte der Vorstand im Börsenprospekt. Die drei Logistikzentren in Deutschland sind erst zur Hälfte ausgelastet. Bisher verkauft Zalando Mode und Schuhe von insgesamt 1500 Marken in 15 Ländern in Europa.
Milliarden auf der hohen Kante
In der Kernregion Deutschland, Österreich und Schweiz schreibt Zalando schon länger schwarze Zahlen – von Januar bis Juni 2014 waren es vor Zinsen und Steuern 22,4 Mio. Euro Gewinn (Ebit). Konzernweit hat es Zalando per Ende Juni zum ersten Mal in die Gewinnzone geschafft. Unter dem Strich standen 200’000 Euro Gewinn – ein Jahr zuvor waren es noch 77 Mio. Euro Verlust. Dabei setzt der Modehändler inzwischen zwei Milliarden Euro im Jahr um.
Seit 2010 sind laut Börsenprospekt Verluste von mehr als 280 Mio. Euro aufgelaufen. Dank der Kapitalspritzen von mehr als einem Dutzend Gesellschafter sitzt Zalando dennoch auf einem Eigenkapital von 550 Mio. Euro, das mit dem Börsengang auf 1,1 Mrd. Euro anwachsen soll.
Grösster Zalando-Aktionär ist Kinnevik mit 35,6 Prozent. Die Schweden können mit dem Börsengang auf dem Papier erneut einen Wertzuwachs ihrer Beteiligung verbuchen: Bisher steht Zalando dort mit 3,8 Mrd. Euro in der Bilanz.
Der Global Founders Fund der Samwer-Brüder kommt auf 16,7 Prozent. Beide haben ihre Anteile gebündelt und haben damit bei Zalando mit gut 50 Prozent das Sagen. Nach dem Börsengang wird die Beteiligung allerdings auf 47 Prozent verwässert. An die Börse begleitet wird Zalando federführend von den Banken Goldman Sachs, Morgan Stanley und Credit Suisse.